Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

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III. 
Kapi 
Frauen; in der reichen Landschaft von feinem, kühlen Ton 
und ungewöhnlich ausgebildeter Luftperspective.  Die Anbetung 
der Könige in der Pinakothek zu München, N0. 45, dort irrig 
Jan van Eyck genannt. Ein schönes, leider in einigen Theilen durch 
Retouchen entstelltes Bild.  Derselbe Gegenstand, doch kleiner 
und in der vereinfaehteren Composition mit dem Bilde in jenem 
Brevier stimmendß Das Gegenstück, eine Beweinung Christi. Beide 
im Besitz des Herrn Green zu Hadley in der Nähe von Barnet in 
England, und beide von grosser Zartheit in den Köpfen und einem 
feinen, kühlen Ton. Die Wurzel Jesse in der Sammlung des Sir 
Culling Eardley. 2 Unten die thronende Anna von zwei Engeln 
umgeben, welche musiciren; zu ihren Füssen Maria mit dem Kinde. 
Zu den Seiten der Stifter mit Aaron, und die Stifterin mit David. 
Darüber auf Goldgrund der Stamm Jesse. Sehr fein in den Köpfen, 
edel im Gefühl, zart in kühlem Silherton. 
Von einer ganz anderen Seite zeigt sich dieser Meister in zwei 
Bildern der Sammlung der Akademie in Brüggeß (N0. 20 u. 21), 
deren eines den König Cambyses darstellt, wie er den bestechlichen 
Richter verdammt, das andere, wie dieser die Strafe des Schindens 
erleidet. Beide befanden sich früher im Rathhause zu Brügge. 
Das erste ist mit dem Jahr 1498 bezeichnet. Ein genauer, ganz 
in der Nähe angestellter Vergleich mit der obigen Taufe Christi 
lässt hier denselben Charakter der Köpfe, der Landschaft und der 
Pinselführung erkennen, wie verschieden auch bei der gewöhnlichen 
Betrachtung aus der Ferne jene Bilder von einander erscheinenß 
Der ungleich kräftigere Farbenton derselben rührt daher, dass sie 
der etwas früheren Zeit des Meisters angehören und nicht verwaschen 
sind. In der Art wie hier jene Strafe mit der grössten Wahrheit 
ganz im Einzelnen ausgeführt ist, erscheint der Realismus schon in 
einer sehr widrigen Ausartung. 
Jan Mostaert, geboren zu Haarlem 1474, gestorben ebenda 1555 
1 Passavant hielt dieses Bild wegen der darauf befindlichen Buchstaben A. W. 
für Liewin de Witte (Kunstblatt von 1841. S. 39), wobei mir indess immer das A 
einen Anstoss gab. 8.11.11. 0. Schon früher (Treasures IV. S. 279) hielt ich dieses 
Bild von der Hand des Meisters der Taufe Christi, wohin sich auch Cavalcßselle 
neigt, und ausser Liewin de Witte auch Horebout als einen Meister nennt, von 
dem es vielleicht herrühren könnte. S. S. 362 ff. Vergl. auch S. 276.  2 Näheres 
Treasures Tom. IV. S. 279 f. Von diesem Bilde giebt es, wie Harzen bemerkt, 
einen alten Stich, den Bartsch Th.VI. S. 58, No.13 unter dem Monogramm 323 be. 
schreibt.  ß Im Catalog jener Sammlung vom Jahr 1845 werden diese Bilde,- dem 
Anton Claeyssens beigemessen, welcher erst im Jahr 1613 starb.  4 Nachfor- 
schimgen im Archiv des Rathhauses dürften vielleicht zur Ermittlung des Meisters 
führen.
	        
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