Epoche
von 1490 bis 1530.
141
stürzt. Sein Kopf ist eben so schön in den Formen, als edel und
ruhig im Ausdruck. In der Luft sieht man den segnenden Gott
Vater und drei Engel, welche ebenfalls mit Kreuzen Teufel herab-
stürzen. Auf dem rechten Flügel der heil. Hieronymus als Kardinal,
welcher ein Kreuz von ähnlicher Form hält, auf dem linken der
heil. Antonius von Padua mit einem einfachen Kreuz von Holz, und
einem Buche, worauf das Christuskind knieet. Den Hintergrund
bildet durchweg eine felsigte Landschaft. Diesem ganzen Inneren
scheint die Idee der Verherrlichung des Kreuzes zum Grunde zu
liegen. Auf den Aussenseiten der Flügel ein Heiliger in der Rüstung
mit einem grossen Bogen und einem Pfeil, und eine Heilige mit
einem Kinde an der Hand, welches zwei Nägel hält, und einem
aufgeschlagenen Buche. Hintergrund beider eine viereckige Nische.
Alle Köpfe zeigen ein lebhaftes Gefühl für Schönheit, die Gestalten
sind schlank und edel, die Falten der Gewänder von sehr reinem
Geschmack, die Hände sehr gut gezeichnet und bewegt, die Behand-
lung tleissig, aber frei. Man gewahrt durchweg einen starken Ein-
fluss des Memling, indess ist der, übrigens kräftigbräunliche, Fleischton
bei den Figuren des Inneren violettlicher, als bei jenem.
Ein ansehnliches Altarbild im Museum zu Rauen. Die thronende
Maria mit dem Kinde von vielen weiblichen Heiligen, und vier
musicirenden Engeln, von grosser Schönheit, umgeben. Vorn das
vortreffliche Bildniss des. Stifters und die Bildnisse mehrerer Frauen.
Von grosser Wärme und Kraft des Tons, und sehr iieissigcr Aus-
führungß Die Abnahme vom Kreuz, vormals das Bild des Mabuse
in der Sammlung des Königs der Niederlande, jetzt in der des
Herrn Dingwall in London. Die Taufe Christi im Museum von
Brügge (N0. 10) irrig Memling genannt. Auf den inneren Seiten
der Flügel der Stifter und seine Familie mit zwei Schutzheiligen,
auf den äusseren Maria mit dem Kinde und eine knieende Frau
mit ihrer Tochter, in Verehrung. Durch die edlen Köpfe, die höchst
ausgebildete Landschaft sehr anziehend? Leider theilweise stark
verwaschen! Die Kreuzigung im Museum zu B erlin (N0. 573), bisher
irrig Mabuse genannt. Von wahrem und tiefem Schmerz in den
1 Ich trete hier der Ansicht von Cavaleaselle bei. S. d. a. W. S. 276 f.
3 Schon in meinem Aufsatz von 1847 im Kunstblatt hielt ich dieses und die mei-
sten andeyen der hier aufgeführten Bilder von" der Hand eines der Maler des
Brevißrä Grimßni. S. N0. 53. S. 211. Wie nahe übrigens Horebout dem Memling
steht, geht daraus hervor, dass selbst ein Kenner wie Passavant jene Taufe für
Memliug hält. Eine treifiiche Photographie von diesem Bilde von Fiex-lunts.