Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

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III. 
Buch. 
Kapitel. 
Ausserdem führte Horebout auch gelegentlich Cartons für Glas- 
gemälde aus. Später, wahrscheinlich nicht lange nach dem Jahr 
1521, trat er als Hofmaler in die Dienste des Königs Heinrich VIlI. 
von Englandf wo er im Jahre 1538 sicher noch am Leben war. 
Von diesem Meister, dem muthmasslichen Horebout, als Miniatur- 
maler sagt van Harzen sehr richtig: „Seine Compositionen, frei und 
ungezwungen, zeigen, wie der Künstler mit Leichtigkeit den Stoff 
beherrscht; sie zeichnen sich aus durch vorzügliche Köpfe, männ- 
lichen, mit Charakter, weiblichen, mit Anmuth begabt, und bei 
ernsterem Vorwürfen, wie in der Feier der Todtenmesse, in der 
bussfertigen Magdalena, der schmerzensreichen Mutter Gottes, erhebt 
er sich mit gesteigertem Ausdruck zum Hochpoetischen und Er- 
habenen. Zieht man noch seine Profandarstellungen in Betracht, 
wie etwa die Monatsfolge des Breviars, wo er die Mühen des Land- 
manns, die bürgerliche I-Iaushaltung, das Jagd- und Festleben der 
höheren Stände so geistreich und lebendig schildert, so erstaunt 
man über die Vielseitigkeit seines Talents, wie über seine imer- 
schöpiliche Erfindungsgabe. Unermessliche Landschaften, reich und 
mannigfaltig, rollt er vor den Augen auf, folgend den Gesetzen 
der Luftperspective." 
Alle diese Eigenschaften besitzen nun auch verschiedene, mit 
den in jenem hortulus animae und jenem Brevier befindlichen Minia- 
turen in allen Stücken so sehr übereinstimmende Oelgemälde, dass ich 
nicht anstehen kann, sie demselben Künstler beizumessen. Nur be- 
merke ich, dass er in der Zeichnung des Nackten, bei grösseren Ver- 
hältnissen, minder zu seinem Vortheil erscheint, und dass er, in den 
augenscheinlich früheren dieser Gemälde, seinem oifenbaren Vorbilde, 
Hans Memling, in einem kräftig bräunlichen Ton, noch näher steht, 
später aber mehr zu einem kühlen und in den Farben gebrochenen 
Ton übergeht, welchen Harzen auch als charakteristisch, und als 
ihn von Memling unterscheidend, an seinen Miniaturen hervorhebt. 
Eins der frühsten, so wie der vorzüglichsten dieser Bilder ist  
ein kleiner Altar mit Flügeln im Besitz des Kunsthändlers Artaria 
zu Wien. Die Mitte enthält den Erzengel Michael im weissen 
Untergewande und sehr weitem, purpurrothem Mantel mit saftgrü- 
nem Futter, in der Linken ein silbernes Schild, in der Rechten ein 
Kreuz mit langer Stange, womit er sieben Teufel in den Abgrund 
1 S. hierüber van Mander B1. 128 a, und H. Walpole, Anecdotes u. s. w. 1762. 
Th. I. s. so.
	        
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