Epoche von 1490
bis 1530.
139
einer der drei Urheber der Miniaturen in demselben von dem Ano-
nymus des Morelli angegeben wirdß Da das Brevier sich schon
im Jahr 1521 im Besitz des Kardinal Grimani befand, zu der Aus-
führung der Bilder, auch bei der unzweifelhaften Theilnahme ver-
schiedener Hände, mehrere Jahre erforderlich sein mussten, dürfte
die Ausführung wohl nicht später als etwa vom Jahr 1510 an, in
Angriff genommen worden sein. In jenen anderen Händen ver-
muthet Harzen mit grosser Wahrscheinlichkeit mehrere Schüler des
Horebout, zunächst eine Tochter, von welcher Dürer in dem Tage-
buch seiner Reise in den Niederlanden sagt: „Meister Gel-hart der
Illuminist hat eine Tochter, b_ei 18 Jahr alt, die haist Susanne, die
hat ein Plätlein illuminirt, ein Salvator, dafür hab ich geben ein
Gulden, ist ein gross WVunder, das ein Weibsbild also viel machen
soll." 2 Dann zwei Söhne, welche in jenen von Pinchard veröffent-
lichten Rechnungen, ausdrücklich als Maler erwähnt werden, endlich
einen Schüler, Namens Simon Bening, der als lllliniahirmaler zu
grossem Ruhm gelangte. Ich gestehe freilich, dass mir, nachdem
ich jenes Gebetbuch Karls V. im Herbst des Jahrs 1860 in Wien
gesehen, dasselbe, als Ausgangspunkt für die Beweisführung Harzens
die Miniaturen in jenem Brevier dem Horebout beizumessen, doch
bedenklich erscheint. Ich kann nämlich in die grosse Bewunderung
der darin enthaltenen Miniaturen nicht einstimmen. Die Mehrzahl
derselben muss ich vielmehr für mittelmässig halten, selbst die
besten aber stehen noch weit unter den schönsten Miniaturen jenes
Breviers, obwohl eine gewisse Aehnlichkeit nicht zu verkennen ist.
Dagegen trete ich ihm ganz bei, dass die, in einem Manuscript des
hortulus animae (Denis I, N0. 3186) derselben Bibliothek befindlichen
Miniaturen, in welchen er ebenfalls die Hand des Horebout erkennt,
nicht blos in der Weise, sondern auch im Kunstwerth, mit denen in
jenem Brevier durchaus übereinstimmen. Dasselbe soll nach ihm
auch mit einem Psalterium und Offizium in drei Foliobänden in der
vaticanischen Bibliothek der Fall sein.
1 Die Theilnalime des als zweiten Mitarbeiter an den Miniaturen in jenem
Brevier von dem Anonymus genannten Liewin von Antwerpen, in welchem Harzen
gßwiss richtig mir Passnvant den ziemlich späten Liewin de Witte erkennt, dürfte,
nach Harzen, sich auf die in Braun und Gold ausgeführten Umrahmungen be-
schränken, da Liewin, nach van Mander, besonders geschickt in der Architektur
W111". Die Nennung Memlings un jener Stelle, als dritten Mitarbeiter, möchte, nach
Harlem Ansieht, von dem Verkäufer des Missals an den Kardinal Grimani ge-
ßchehe" Sein, um dasselbe ihm annelimlichei" zu machen. da. er, wie aus dem
Umitllmle hervorgeht, dass er mehrere Bilder des Memling besaSS, ein 9055er
Bewunderer von ihm war. 2 S. Reliquien von Albrecht Dürer S. 133-