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III.
Buch.
Kapitel
eines Anklanges von Wehmuth, als energisch. Die Züge sind häufig
selbst schön, aber in den weiblichen Köpfen etwas eiuförmig. Die
Gesammtstimmung; der Färbung wird lichter und kühler, und im
Fleisch röfter violettlich, die Luftperspective ist mit mehr Feinheit
ausgebildet, der Vortrag weicher, aber noch sehr in das Einzelne
gehend, besonders in Ausbildung landschaftlicher Hintergründe,
worauf noch mehr Gewicht gelegt wird, als bisher. Die namhafte-
sten Meister dieser Richtung sind:
Gerhart Horeboutf wahrscheinlich um 1475 geboren, wird
schon von van Mauder als ein ausgezeichneter Maler erwähnt, und
einige Bilder von ihm angeführt, welche indess leider jetzt ver-
schollen sind. Er war aber zugleich von einer ausserordentlichen
Thätigkeit als Nljniaturmaler. Das frühste Denkmal dieser Art sind
mehrere Miniaturen in einem, im britischen Museum befindlichen,
Gebetbuch, welches von einem Fr. de R-ojas der Königin Isabella
von Castilienc verehrt wurde, und zwischen den Jahren 1496 und
1504 ausgeführt worden sein muss. Bis zum Jahr 1521 schmückte
er verschiedene Bücher mit Miniaturen für Margaretha von Oester-
reich, Statthalterin der Niederlande und Tante Karl V. Das frühste
derselben, etwa von 1510, in der Bibliothek der alten Herzoge von
Burgund zu Brüssel "Album de ltlarguerite" genannt, mit Ge-
dichten von dieser Fürstin, enthält dieselbe in Verehrung vor
der Maria als Himmelskönigin. Ausserdein aber erhellt aus den
neuerdings von dem Archivar Pinchard bekannt gemachten Rech-
nungen, dass er noch zwei Gebetbücher (Horarien) für dieselbe
Fürstin mit Miniaturen verziert hat; Eins derselben, sagt Harzen,
lässt sich auf das berühmte Gebetbuch Karl V. beziehen, das unter
den Cimelien der k. k. Hofbibliothek zu Wien aufbewahrt wird,
ein Bändchen in schmal Duodez, mit trefliichen Miniaturen von
vollendetster Ausführung, welches etwa um 1517 fallen muss. Wegen
der grossen Uebereinstimmung dieser Miniaturen mit denen in dem
berühmten Brevier Grimani in der Bibliothek des heiligen Marcus
zu Venedig, ist nun Harzen zu der Ueberzeugung gelangt, dass
Gerard Horebout als Haupturheber derselben zu betrachten, und
dass er unter dem Gerhart von Gent zu verstehen sei, welcher als
1 Ich folge hier in Allem, was die Lebensumstände und die Thätigkeit dieses
Künstlers als Miniaturmaler betrifft, dem schon oben angeführten treßlighen
Aufsatz von Ernst Harzen, wo auch die Beweise für die einzelngn Thdgsachen mit
der Sachkenntniss und dem feinen Urtheil gegeben sind, welchen man in 9,11911
Schriften desselben begegnet.