Epoche von 1490 bis 1530.
137
Drittes
Kapitel.
Die
Schule
der
van Eyck bis zu
Von 1490-1530.
ihrem
Ausgange.
In dieser Zeit treten uns sehr verschiedenartige Bestrebungen-
entgegen. In einzelneii Fällen wird noch sehr spät in den strengen
Formen der unmittelbaren Schüler des Jan van Eyek fortgemalt,
Ein merkwürdiges Beispiel hiefür bietet Goswin van der Weyden
darf der 1465 geboren, nach seinem Vorkommen in dem Gildebueh
der Maler von Antwerpen, derselben als Meister vom Jahr 1503 bis
1530 angehörte2 und urkundlich noch im Jahr 1536 für die Kirche
zu Tongerloo ein, den Tod der Maria darstellendes Altarbild
malte, 3 welches sich jetzt im Museum zu Brüssel befindet (N0. 593).
Die Köpfe darauf sind wenig ansprechend in den Charakteren, doch
theilweise gut im Ausdruck, die Fleischfarbe ist etwas schwer und
grau, und ein Gleiches gilt auch von dem Gesammteindruek, mit
Ausnahme der klaren Landschaft. Die Durchführung der Einzelhei-
ten, namentlich der reichen Gewänder ist indess an Sorgfalt und
Meisterschaft noch durchaus der alten Schule würdig. Leider hat
der obere Theil des Bildes sehr gelitten. Das ÄBildniss des Stifters,
des Abts Arnold Streyters und anderer Mitglieder seiner Familie,
auf den Flügeln, sind von Verdienst. Nach diesem Bilde rührt
sicher auch ein anderes, in derselben Gallerie (N0. 397), welches
denselben Gegenstand behandelt, sowic noch einige, minder bedeu-
tende von ihm her. Auch ein drittes, denselben Gegenstand dar-
stellendes, Bild in der Sammlung des Prinzen Gemahl in Ken sin g to n
(N0. 34) dürfte meines Erachtens von seiner Hand sein.
Auf viele Maler übte Hans Memling einen ähnlichen Einfluss
aus, wie in der früheren Zeit Rogier van der Weyden der ältere.
Sie trachten danach, und zwar meistens mit gutem Erfolg, der
religiösen Gefühlsweise der Zeit einen würdigen Ausdruck zu geben..
Derselbe ist weit mehr fein und zart, öfter mit der Beimischung
1 Näheres in meiner Notiz im Kunstblatt von 1847. S. 171. 2 Gatalog des
Museums von Antwerpen vom Jahr 1847. S. 30. 3 Eine Inschrift darauf in
lateinischer Sprache, welche van Hasselt (Reeherches sur trois peintres ßamßlldä
511W"? 1849) giebt, besagt, dass, auf Bestellung des Arnold Streyter, Abts der
Kirche z" Tollgßrlüo , Goswiu van der Weyden, im Alter von 70 Jahren, in Nach-
ahmung der Kunst seines, mit dem Beinamen Apelles begabten, Vorfahren R089?
im Jahr des Heils 1535 dieses Bild gemalt, und darauf auch sein Bildniss ange-
bracht hat.