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III.
Buch.
Kapitel.
1839 fiel mir, obwohl es .mir nur vergönnt war die eine Seite der
Casula in einem sehr ungünstigen Lichte zu sehen, die grosse
Uebereinstimmung der darauf befindlichen Taufe Christi mit den
Bildern des Jan van Eyck auf, und äusserte ich schon damals einj-
gen Kunstfreunden die Vermuthung, dass der Carton hierzu vielleicht
von diesem, von Philipp dem Guten so hoch begünstigten, Künstler
herrühren könneß Seitdem ich aber im Jahre-l860 nicht allein
diese, sondern auch die sehr reiche und schöne Darstellung der
Verklärung Christi auf der anderen Seite genau gesehen habe, bin
ich in dieser Vermuthung nur noch bestärkt worden. Die Darstel-
lungen auf den drei Chorkappen entsprechen dagegen, sowohl in
den Erfindungen, als in dem Charakter der Köpfe, und den Händen
mit den etwas mageren und langen Fingern, "auffallend den Gemäl-
den Rogier van der Weyden des älteren. Auf der einen bildet die
thronende Maria, auf den anderen Christus und Johannes der Täufer
die Hauptvorstellung. Die erste zeichnet sich nicht nur durch den
wunderbaren Ausdruck der Reinheit und Demuth in der heiligen
Jungfrau, sondern auch durch die Schönheit der Engel und der
weiblichen Heiligen, welche sie in drei Reihen umgeben, vor den
übrigen aus. 2 Die Heiligen und Engel, welche die beiden Leviten-
kleider schmücken, sind ebenfalls von grosser Schönheit, deuten
aber auf eine dritte Hand. Einen vierten und höchst ausgezeichne-
ten Meister zeigen endlich d.ie Figuren der beiden Teppiche. Auf
dem einen bildet die heilige Dreieinigkeit, in der bekannten Art
aufgefasst, dass Gott Vater den todten Christus vor sich hält und
zwischen beiden sich der heilige Geist als Taube befindet, die Haupt-
vorstellung, auf dem anderen die Vermählung der heiligen Katharina
mit dem Christuskinde. Diesen schliessen sich auf beiden Teppichen
in zwei Reihen sechs Propheten und sechs Apostel anß
1 Vergl. eine kurze Notiz von mir hierüber im Kunstblatt vom Jahr T1847.
S. 163. 9 S. die ausführliche Beschreibung in dem angeführten Aufsatze, mit
einer Abbildung der Maria in einem Holzschnitt. Die Heilige mit dem abge-
lmuenen Arm, deren Namen nicht angegeben worden, ist die heilige Notburga.
3 Höchst beklagenswerth ist es, dass dadurch, dass diese Gewänder in einem,
zwischen zwei Fenstern befindlichen, Glasschrank übereinanderhängen, die An-
schauung derselben verhindert wird, und dass selbst die Veröffentlichung derselben
in mehrfarbigen Steindruek nach, zufolge des Zeugnisses des F. van Saeken vor-
trefflichen, Zeichnungen, aus Mangel an Unterstützung nicht zu Stande kommt.