Epoche von 1420 bis 1530.
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zurück. Dieses schöne Bild, an welchem noch die höchst zarte
Durchführung des architektonischen Hintergrundes zu bemerken, ist
oifenbar einer ähnlichen Vorstellung in dem vorigen Manuscript
nachgebildet. Das Begräbniss der Gräfin Bertha von Roussillon
B1. 174 a. Sehr fein in den Köpfen der Leidtragenden, sehr wahr
in den singenden Priestern und Chorknaben, trefflich in der Land-
schaft mit leuchtendem Horizont, endlich höchst zart in der kühlen
Gesammthaltung. Das Begräbniss von ihm zu Poitiers B1. 181 a.
Von ähnlichen Verdienstcn nur noch reicher und vorzüglicher in
der Oomposition.
Die schönste künstlerische Darstellung der richterlichen Zwei-
kämpfe des Mittelalters gewährt ein Manuscript der kaiserl. Bibliothek
in Paris in Octav (Mss. frangais N0. 8024), welches in zehn Minia-
turen, von der feinsten EYOIÖSOIICD. Kunst, die verschiedenen Momente,
von der Gesetzgebung für solche Zweikämpfe, bis zur Ueberwin-
dung des Herausgeforderten enthält.
Als ein Beispiel der zur Zeit Philipp des Guten sehr beliebten
und zu grosser Vollendung ausgebildeten Miniaturmalerei, grau in
grau, führe ich ein ebenfalls für diesen Herrn geschriebenes Gebet-
buch in 40 in der königl. Bibliothek in Haag an. Unter den zahl-
reichen, in jener Weise ausgeführten Vignetten sind die meisten
von ausserordentlicher Schönheit und erinnern in der ganzen Kunst-
form lebhaft an Hans Memling, in dessen früherer Weise. Auf
diese Zeit, etwa von 1455- 1465, weist auf das höhere Alter des
öfter knieend vorkommenden Bildnisses jenes Herzogs. Manche der
Bildchen verrathen indess eine geringere Hand.
Bei der grossen Spärlichkeit von Tafelbildern aus der althollän-
dischen Schule erscheint es mir als geeignet ein Gebethuch in der
kaiserl. Bibliothek zu Paris, Suppl. latin. N0. 701, zu besprechen,
dessen zahlreiche, etwa aus der Mitte des 15. Jahrhunderts herrüh-
rende, Miniahiren, als von einem geistreichen und sehr eigenthüm-
liehen Künstler, wohl geeignet sind, von dem Charakter jener Schule
zu dieser Zeit eine Vorstellung zu geben. Obwohl dieselben im
Allgemeinen in der realistischen Auffassung mit den belgischen
Schülern der van Eyck übereinstimmen, weichen sie doch in vielem
Betracht von denselben ab. In der Zeichnung der Figuren sind sie
Schwächer, ebenso, stehen sie jenen auch im Sinn für Schönheit der
Form, für Anmuth der Bewegung nach, die Figuren der, übrigens
sehr guten und lebendigen Oompositionen sind viel kleiner zum