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Epoche
bis
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acht Senatoren, deren einige Schriftrollen halten. Dieses Bild trägt
in allen Stücken das Gepräge der feinsten Eyckisoheri Schule. Scipio
besiegt die Lusitanier. Ein Reitergefecht im Vorgrunde ist durch
die Deutlichkeit der Anordnung, die Lebendigkeit der einzelnen
Motive, sehr ausgezeichnet. Die hellgehaltenen, stählernen Rüstungen
machen eine vortreffliche Wirkung.
Ich erwähne zunächst die Geschichte des Königreichs Jerusalem
bis zum Jahr 1210, eines Bilderbuchs mit ganz kurzem erklärenden
Text (N0. 2533), der kaiserl. Bibliothek zu Wien. Dieses, nur
siebzehn Blätter in sehr schmalem Folio enthaltende, wie die Wap-
pen und der Wahlspruch beweisen, für den Herzog Philipp den
Guten, ausgeführte Manuscript, gehört in den Miniaturen, welche
odenbar nicht von Miniaturmalern, sondern von mindestens drei sehr
ausgezeichneten Malern der Eycklschen Schule ausgeführt worden
sind, in jedem Betracht zu dem Schönsten, was wir aus derselben
besitzen. Die Erfindungen sind fast durchweg höchst eigenthümlich,
lebendig und geistreich, die künstlerische Ausbildung derselben vor-
trefflich, die meisterliche Behandlung breit, ja hie und da für Minia-
turen fast iiüchtig. Mir ist kein anderes Denkmal bekannt, worin
der ritterliche Geist des Mittelalters durch die Kunst so veranschau-
licht und verherrlicht wird, als hier. Es finden sich verschiedene
Anklänge an dem Genter Altar imd bald glaubt man die Hand des
älteren Rogier van der Weyden, bald die des Memling zu erkennen.
Indem ich eine ausführlichere Würdigung dieses Manuscripts einer
anderen Stelle vorbehalte, gebe ich hier nur von einigen, besonders
ausgezeichneten Vorstellungen eine nähere Nachricht.
Auf der ersten, zwei Bilder enthaltenden, Seite sieht man auf
dem einen Gottfried von Boullion, als ersten König, und Danubert,
Erzbischof von Pisa, als Patriarchen von Jerusalem, vor einem
gothischen Bau, womit wahrscheinlich die Kapelle zum heiligen
Grabe gemeint ist, knieend; neben ihnen andere weltliche und
geistliche Herrn. Die Anordnung ist höchst kunstreich, die Köpfe
trefflich individualisirt. Auf der Rückseite desselben Blatts zeigt ein
Bild mit den Eltern des Gottfried von Boullion eine andere Hand
von noch feinerer Ausbildung. Auf der ersten Seite des zweiten
Blatts gehört die Einschiifung des Gottfried von Boullion und seiner
Gefährten zum ersten Kreuzzuge von der ersten Hand, sowohl in
Rücksicht der Charakteristik der Figuren, als der Poesie und Wahr-
heit der Landschaft zu dem Schönsten, was mir der Art bekannt