Epoche m. 1420 bis 1530.
123
Füsse, beweist indess, dass es etwas später, wahrscheinlich 1486
gemalt ist. 1
Ein Votivgemälde, etwas grösser als das Hauptbild des vorigen,
im Besitz des Grafen Duchatel in Paris. Der Kopf der, in der
Mitte mit dem Kinde thronenden Maria stimmt sehr genau mit dem
auf dem letzten überein. Rechts die Männer und Knaben, unter
dem Schutz Johannes des Täufers, links die Frauen und Mädchen
unter dem Schutz eines anderen Heiligen, beide in ansehnlicher
Zahl, knieend. Es ist unendlich zu beklagen, dass die Fleisch-
theile der Maria, des Kindes und sämmtlicher weiblichen Gestalten
in diesem schönen Bilde, welches sich der Vermählung der Katha-
rina eng anschliesst, erst in neuerer Zeit durch Verputzen bleich
geworden sind. Die Architektin des Hintergrundes ist meisterlich
behandelt. Dieses gehört zu den vielen Bildern, welche aus der
Schule der van Eyck nach Spanien gewandert waren. Es ist dort
von demselben General Armagnac erworben worden, welcher das
oben beschriebene Altärchen des älteren Rogier van der Weyden
besessen hat.
Auch folgende Bilder sehliessen sich in jedem Betracht auf das
Engste jener Vermählung der heil. Katharina an.
Ein Flügelaltärchen in der Gallerie zu Wien, welches dort dem
Hugo van der Goes beigemessen wird. Die Mitte stellt die unter
einem reichen Thronhimmel sitzende Maria dar. Dem Kinde auf
ihrem Schoosse reicht ein Engel, in der einen Hand eine Geige,
mit der anderen einen Apfel dar. _Auf der anderen Seite der Stifter
in schwarzer Kleidung. Der halbkreisförmige Bogen, welcher die
Gruppe umgiebt, ist mit einem sehr reichen Gesimsc und einem
prächtigen Fruchtgehänge geschmückt. Die inneren Seiten der Flügel
stellen die beiden Johannes, den Täufer und den Evangelisten, die
Aussenseiten, die sehr Heissig, oifenbar nach den lebenden Modellen
ausgeführten Adam und Eva vor. .
Die thronende Maria hält mit dem Kinde zusammen einen
Apfel. Auf zwei Kapitälen der, als Einfassung dienenden, Archi-
tektur ist höchst meisterlich, grau in grau, die Anbetung der Könige
und die Darstellung im Tempel ausgeführt. Leider hat dieses
schöne, in der Färbung besonders warme und kräftige Bildchen,
welches in 'der Gallerie Lichtenstein in Wien, wo es sich befindet,
1 Die Ueberschrift und die Jahreszahl 1477 sind apokryplisch. Vergl. darüber
meinen Aufsatz im Deutschen Kunstblatt von 1854. S. 178.