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III.
Buch.
Kapitel.
als Geschworener erwähnt. Bei der Bestimmung anderer Bilder
als Werke dieses Meisters, bildet die Vergleichung mit diesem Ge-
mälde den einzigen sicheren Anhaltspunkt. Hienach hält die Be-
nennung der ihm sonst beigemessenen Bilder nicht Stich. Keinen-
falls rühren die, von jenem in jedem Betracht ganz verschiedenen
Gemälde von ihm her, welche im Museum von Antwerpen seinen
Namen tragen.
Gleichzeitig mit den älteren Schülern der van Eyck blühte in
Haarlem, aber wie es scheint, unabhängiger von letzteren, Al-
bert van Ouwater, und gründete dort eine eigenthümliche hollän-
dische Schule. Van Mander 1 rühmt ihn als einen trefflichen
Meister, der besonders Hände und Füsse gut gezeichnet, und die
Gewänder und Landschaften vortrefflich ausgeführt habe. Dass er
sich in den letzten besonders ausgezeichnet und wohl ohne Zweifel
einer der ersten Meister, der, wie wir schon bei dem älteren Stuer-
bout gesehen, sehr früh in Holland ausgebildeten landschaftlichen
Hintergründe, in Haarlem gewesen, geht auch daraus hervor, dass
mehrere Landschaften von ihm im 16. Jahrhundert im Hause des
Kardinals Grimani vorhanden waren. 2 Leider lässt sich niit Sicher-
heit kein Bild von ihm nachweisen. Eine Beweinung des Leich-
nams Christi in der kaiserlichen Gallerie zu Wien, 3 welche Pas-
savant demselben beimisstß ist wenigstens sicher ein ausgezeich-
netes Bild der altholländischen Schule. Die Composition ist styllos,
die meisten Köpfe hässlich, indess von tiefer Beseelung und inni-
gem Ausdruck, die Verhältnisse lang, die Formen mager, die Aus-
führung aber von der grössten Gediegenheit.
Ein Schüler von ihm, Geertgen von St. Jans, so genannt von
einem Kloster der Johanniter zu Haarlem, wo er wohnte, war
nach dem Zeugniss des van Mander ein sehr ausgezeichneter Maler,
dessen Talent auch von A. Dürer bei seinem Besuch von , arlem
bewundert wurde. Er starb indess leider schon mit 28 Klauen. 5
Die einzigen beglaubigten Gemälde von ihm sind zwei Flügel eines,
von van Mander erwähnten, Altarbildes in der kaiserlichen Gallerie
zu Wien," deren das eine die Beweinung Christi, das andere drei,
1 B1. 128 b. 2 Siehe den Anonymus des Morelli S. 76 und 220 f. 3 Dort
für Jan van Eyck ausgegeben. Cat. S. 224, N0. 10.- 4 Kunstblatt von 1841 S. 39.
ß Van Mander B1. 129. i Nach einem Zettel auf der Rückseite des zweiten
Bildes sind sie im Jahr 1685 von den Generalstaaten dem König von England
Karl I. geschehkt und wahrscheinlich, gleich anderen Bildern, bei der Versteigerung
von dessen Sammlung vom Erzherzog Leopold gekauft worden. Auch giebt es von
der Beweimmg Christi einen Kupferstich von F. Matham mit Angabe des Meisters.