Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

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III. 
Buch. 
Kapitel. 
beglaubigt. Tomaso Portinari, Agent des Hauses Medici in Brügge, 
bestellte dasselbe für den Hochaltar der Kirche des von seinem 
Vorfahren FolcoPox-tinari gegründeten Hospitals St. Maria Nuova 
zu Florenz. Das jetzt an der Seitenwand des Chors jener Kirche 
links hängende Mittelbild stellt die Anbetung der Hirten in beinahe 
lebensgrossen Figuren dar. In der Mitte knieet die fast von vorn 
genommene Maria und legt die Spitzen ihrer Finger zusammen. 
Rechts Joseph und, ihm gegenüber, drei verehrende Hirten. Aussor- 
dem viele Engel. In der Landschaft noch andere Hirten und die 
Verkündigung derselben. Auf den Flügeln, welche jetzt dem Mittel- 
bilde gegenüber hängen, Tomaso Portinari und zwei kleine Söhne, 
von ihren Patronen, dem Apostel Matthias und dem heiligen Aue- 
tonius, dem Abt, und die Frau des Stifters mit einer Tochter und 
ihren Schutzheiligen, Margaretha und Magdalena, begleitet. In 
den Charakteren der_portraitartigen Köpfe spricht sich Ernst und 
Strenge, aber zugleich ein Mangel an Schönheitsgefühl aus, so sind 
auch die Falten der Gewänder nicht allein von scharfen Brüchen, 
sondern auch in den Hauptmotiven besonders steif und hart. Die 
Farbenstimmung ist zwar sehr klar, aber von allen Schülern der van 
Eycks am kühlsten. Der Lokalton des Fleisches ist theils blass, theils 
röthlich kühl, die Schatten sind grau. Er ist der älteste Meister dieser 
Schule, bei dem die blauen Gewänder gegen das Grün gebrochen 
sind, und nicht zum Vortheil der Harmonie ein Orange damit in 
Verbindung gesetzt wird. Uebrigens steht van der Goes auf der 
vollen Höhe der Schule. Seine Bildnisse sind sehr wahr und le- 
bendig, und zugleich ist er ein tüchtiger Zeichner, welcher sich in 
allen Stücken genaue Rechenschaft ablegt, in der Ausführung ist er 
endlich höchst gediegen und sorgfältig. 
Im Palast Pitti befindet sich von ihm, in kleinem Maassstabe, 
noch ein Bildniss desselben Toniaso Portinari.  
Von den Bildern, welche sonst für Werke dieses Meisters 
gelten, stimmen durchaus mit jenem Hauptwerk in Florenz überein, 
eine Verkündigung im Museum zu Berlin, N0. 530, und eine 
andere in der Pinakothek in München, N0. 43 Cabinette. Der 
rothev Ton des Fleisches in der letzten rührt von einer modernen 
Lasur her. Alle übrigen, ihm beigemessenen Bilder weichen mehr 
oder minder von obigem ab. 1 
1 Von einigen der bedeutendsten ihm irrig beigemessenen Bildern wird unter 
anderen Meistern Rechenschaft gegeben werden.
	        
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