Vorrede.
erster Stelle, die vorhandnen Denkmäler, in zweiter die über diese,
wie über deren Urheber, die Künstler, vorhnndnen Nachrichten.
Verschiedene Umstände haben nun zusammengewirkt, dass in
Deutschland und den Niederlanden von Denkmälern der Malerei
von grösserem Umfang vor dem Jahr 14:20 nur kärgliche Ueberreste
vorhanden sind, und dass selbst die Zahl der Bilder von dieser
Zeit bis zum Jahr 1550, also der ganzen Schule der van Eyck,
"und der deutschen Meister von Martin Schongauer und Michael
Wohlgemuth, bis Albrecht Dürer und Hans Holbein, verglichen
mit dem ursprünglichen Reichthum, als sehr mässig erscheint.
Schon die grössere Rauhigkeit des Klimas, namentlich der starke
Wechsel der Temperatur im Frühjahr und im Herbst, hat in vielen
Fällen zerstörend auf die Malereien eingewirkt. Zunächst sind in
Folge der Reformation, zumal wo dieselbe in der Form der
schweizerischen Reformatoren, welche keine Bilder in den Kirchen
"zuliessen, zur Geltung kam, 1 als in den Niederlanden und in der
Schweiz, eine grosse Anzahl jener früheren Bilder zu Grunde
gegangen. 2 Nicht minder verderblich wirkte in den katholischen
"Theilen von Deutschland und den Niederlanden die Bevorzugung
späterer Kunstfolmen, welche zur! Zeit von Rubens eine Art Be-
rechtigung hatte, aber in den Niederlanden, wie in Deutschland
auch für die Epochen des entschiedensten Verfalls in der zweiten
Hälfte des 17. und im 1,8. Jahrhundert sich geltend machte und
die früheren Kunstformen aus den Kirchen verdrängteß Sehr
namhaft ist auch die Zahl von Bildern aus jenen früheren Epochen,
1 Dagegen sind, wo die Reformation nach der Lehre Luthers angenommen
wurde, wie z. B. in Breslau und lin Sachsen, in den Kirchen nicht allein viele
Altäre aus der katholischen Zeit erhalten, sondern noch zahlreiche Bilder, meist
von Lucas Cranaeh und seiner Schule, hinzugekommen. Mit Unrecht wird daher
der Reformation ganz allgemein die Zerstörung der Bilder zur Lust gelegt.
2 In den Niederlanden geschah dieses ganz besonders durch den Bildersturm.
welcher im Jahr 1566, im August, seinen Anfang nahm. 3 In den Niederlanden
gewährt hiefiir besonders Brüssel, wo der Bilderstunn nie hinkam, in Deutschland
die Stephanskirche zu Wien und der Dom zu Freisingen, wo die Reformation nie
zur Geltung gelangte, durch die sehr geringen Ueberreste von Bildern aus den
früheren Epochen an ersterem, dem gänzlichen Mangel an den beiden anderen
Orten, ein schlagendes Beispiel.