Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

Epoche von 1420 bis 1530. 
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Haltung, der Kraft der Färbung, der Freiheit der Behandlung zu 
den schönsten Miniaturen, welche diese Schule in Belgien hervor- 
gebracht hat. 1 Kein Meister dieser Schule, selbst die van Eycks 
nicht ausgenommen, hat einen so grossen und weitgreifenden Ein- 
Huss ausgeübt, als Rogier van der Weyden der ältere. Nicht allein 
war der grösste Meister der nächsten Generation in Belgien, Hans 
Memling, so wie ein, ebenfalls als Maler sehr bedeutender, Sohn 
von ihm, welcher gleichfalls Rogier hiess, seine Schüler, sondern 
auch in einer Unzahl. in seinem Vaterlande hervorgebrachten Kunst- 
werken von anderen Gattungen, in Miniaturen, in alten Holzschnitten, 
endlich in alten Kupferstichen, erkennt man seine Kunstform wieder. 
Und diese war es ebenfalls, worin sich die realistische Richtung der 
van Eyck in ganz Deutschland ausbreitete. Es ist auch sehr be- 
greiflich, dass der Ruf derselben erst nach dem Tode des Jan van 
Eyck allgemeiner durchgedrungen _und das hohe Ansehen, in wel- 
chem Rogier in ganz Europa stand, musste die deutschen Maler 
bewegen vor allen seine Werkstatt in Brüssel zu besuchen. Von 
dem grössten deutschen Meister des 15. Jahrhunderts, Martin 
Schongauer, ist es historisch erwiesen, dass er ein Schüler des 
Rogier war. Dass Friedrich Herlen von Nördlingen in den Nieder- 
landen gewesen, steht ebenso historisch fest und seine Bilder thun 
dar, dass er dort ebenfalls "bei Rogier in der Lehre gewesen. In 
Betreff anderer deutscher Künstler wird weiter unten sein Einfluss- 
an ihren Werken nachgewiesen werden. Zunächst sind noch einige 
Mitschüler dieses Meisters zu betrachten. 
Hugo van der Goes, ein in Gent geborener und auch dort 
ansässiger Maler, 2 wird schon von Vasari unter dem Namen „Hugo 
dlAnversaß als ein Schüler des Jan van Eyck aufgeführt. Er malte 
indess auch in Brügge, wahrscheinlich als er dort noch als Schüler 
des Jan van Eyck lebte, viele grosse Bilder in Leimfarben, 3 womit. 
nach einer damals herrschenden Sitte die Wände der Zimmer ge- 
schmückt wurden. Auch bei der Einführung Karl des Kühnen als 
Landesfürst im Jahr 1467 und bei seiner Vermählung mit Marga- 
retha von York wurde er in ähnlicher Weise beschäftigtß Von 
seinen Oelgemälden ist nur ein von Vasariß erwälmtes, historisch 
1 Zuerst von mir als von diesem Meister erkannt. Vergl. Kunstblatt von 1347 
S. 177- Der Glraf Leon de Lßborde und Passavant sind später dieser Bestimmung" 
beigetrßten- Sie is_t abgebildet im Massage: etc. vom Jahr 1825.  2 Schßyes, 
Archiveß de LOIWMII-  3 Vaernewyck histoire van Belgis B1. 132 b.  4 veYgl- 
Cavalcaselle S. 128.  ß Vasari Th. III. S. 268 der Ausgabe von Siena.
	        
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