Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

Epoche von 1420 bis 1530. 
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seren Altar gehörige Bilder anschliessen. Das eine in der Pinako- 
thek zu München (NO- 58 Cabinets) befindliche, stellt in einer 
reichen, lebhaft bewegten Composition die Gefangennehmung Christi 
dar. Die Magerkeit der Formen, das sehr eckige mancher Motive, 
eine gewisse Härte der Umrisse, sprechen für die frühere Zeit des 
Meisters. Indess finden sich hier schon in vollem Maasse die treff- 
liche Charakteristik der Köpfe, die Mannigfaltigkeit 'der Fleisch- 
töne, und die Kraft und die Tiefe der warmen Färbung. Das 
andere, die Auferstehung Christi, in der Moritzkapelle zu Nürn- 
berg (No. 23), dort irrig dem ltlemling beigemessen, spricht zwar 
in dem würdigen Kopfe Christi noch sehr an, ist aber sonst zu 
stark restaurirt. 
Sehr nahe steht diesem ein, in der Sammlung der K. K. Aka- 
demie der Künste zu Wien, unter dem irrigenNamen des H. Mem- 
ling, befindliches, Bild. Unter einem Bau von spätgothischer Form 
wird die heilige Jungfrau von dem thronenden Gottvater und Chri- 
stus als Himmelskönigin gekrönt. Hinter ihnen ein Teppich von 
grünem Goldbrokat. Zu ijeder Seite drei singende Engel. Ein Bild 
von ausgezeichneter Schönheit! 
Minder warm colorirt, aber schärfer in der Angabe der Formen, 
und individueller in den Gesichtszügen ist die feierliche Bestattung 
eines heiligen Bischofs in dem Presbiteüum einer Kirche in der 
Sammlung des Sir Charles Eastlake, Präsidenten der Akademie der 
Künste in London. In der kunstvollen Anordnung der reichen Com- 
position, der Mannigfaltigkeit der Charakteristik der Köpfe, der Ge- 
diegenheit der Ausführung, gehört dieses etwa 31l4 Fuss hohe und 
breite Bild zu den ausgezeichnetsten Werken dieses Meisters. Dass 
diese Kirche, gleich der Oathedrale zu Löwen, dem heiligen 
Petrus geweiht ist, dürfte auf eine nähere Beziehung der Vorstel- 
lung zu dieser Stadt deuten. 
Diesen möchte ich zunächst einen kleinen Altar in der Cathe- 
drale zu Brügge folgen lassen, dessen Mitte das Martyrium des, 
von vier Pferden zerrissenen, Hippolyt, die Flügel, den, den Tod 
des Heiligen befehlenden, König mit vier Figuren und die jetzt ver- 
waschcnen Bildnisse der Stifter, Mann und Frau, darstellen. Der 
Ausdruck des Schmerzes in dem Heiligen ist sehr edel, sein Körper 
in einem bräunlichen Ton fein modellirt. Besonders überraschen 
aber die Pferde durch ihre, für jene Zeit, gute Form und die 
Lebendigkeit der Motive. Der landschaftliche Hintergrund hat hier
	        
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