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III.
Buch.
Kapitel.
folgenden Jahren liess die Brüderschaft des heiligen Sakraments in
der Peterskirche für die zwei, ihr seit dem Jahr 1433 darin über-
lassenen Kapellen, zwei Bilder von ihm malen. Für die kleinere
ein Altarbild mit Flügeln, dessen Mitte das Martyrium des heiligen
Erasmus, die Flügel die heiligen Hieronymus und Bernhard, für die
grössere aber gleichfalls ein Flügelbild, dessen Mitte das Abend-
mahl, die Flügel aber in zwei Abtheilungen- übereinander, vier, von
sehr alter Zeit her sinnbildlich auf das Abendmahl bezogene Vor-
stellungen aus dem alten Testament enthalten. Der letzte Altar,
woran er einige Jahre arbeitete, und daher dann und wann kleine
Abschlagszahlungen erhielt, wurde im Jahr 1467 fertig. 1 Schon
im nächsten Jahr beeudigte er zwei, von der Stadtbehörde für den
Sitzungssaal, des 1460 im Bau vollendeten, berühmten Rathhauses
bestellte Bilder mit fast lebensgrossen Figuren, deren Gegenstände
darauf berechnet waren, die darin tagenden Richter auf die strenge
Ausübung ihres Amts hinzuweisen. Es wurden hierzu die, in der,
im 12. Jahrhundert verfassten, Chronik des Gottfried von Viterbo
enthaltene, Legende gewählt, wie der Kaiser Otto III. einen zu
seinem Hofe gehörigen Grafen, auf die falsche Anklage seiner, in
denselben verliebten Gemahlin, dass er ihr etwas Ungebührliches
zugemuthet, habe hinrichten, als aber dessen Gemahlin durch
die Feuerprobe die Unschuld des Grafen erwiesen, die Kaiserin den
Flammentod habe sterben lassen. 2 Die für jene Zeit sehr ansehn-
liche Summe von 230 Kronen, welche der Künstler dafür erhielt,
beweist, wie hoch seine Werke geschätzt wurden. Wie sehr der
Stadtrath davon befriedigt sein musste, beweist überdem der Um-
stand, dass dem Künstler sogleich die Ausführung von zwei an-
deren Werken aufgetragen wurde. Das eine, ein Flügelaltar von
Petrus und Paulus enthielt. Dieselbe lautet: „Duysent vier hondert en twee et
tsestich Jaer nae Christus gheboort, heeft Dirk, de te Haarlem is ghehooren, my
te Lowen ghemaeckt, de euwighge rust mnet hem ghewerden."
1 Dass diese beiden Altäre, welche bisher in der Kirche für Werke des Mem-
ling, von mir aber des Justus von Gent, gehalten wurden, von D. Stuerbout her-
rühren, erhellte schon aus der folgenden Stelleim angeführten Werk des Molanusi:
"Theodnrici iilii opus suut in ecclesia D. Petri duo altaria Wlenerabilis Sacmmenti,
quae multum ex arte commendnntur," wobei nur insofern die Angabe ungenau ist.
als er beide auf das Abendmahl bezieht. Die volle Bestätigung hat aber ganz
neuerdings Herr Edward van Even aus den Rechnungen jener Brüderschaft des
Sac-raments gegeben. Ja für das letzte Bild hat sich die, unter dem Jahr 1467
ausgestellte Originelquittung des Künstlers gefunden. Dieselbe lautet: "In Dierie
30m5; kenne mi vernucht (sie) en wel betaelt als van den Werc dat ie ghernaekt hehhe
den heiligen Sacrament." 2 Dieses geht aus einer, in handschriftlichen Annalen
zu Löwen enthaltenen, zuerst im Messager des scienees etc. vom Jahr 1832 S. 18,
und daraus bei Cavaleaselle S. 290 abgedruckten Notiz hervor.