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III.
Buch.
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wie aus einem mit 1417 bezeichneten Bilde (Nr. 402) im Städelschen
Museum zu Frankfurt am Main, die Maria mit dem Kinde auf
dem Thron, mit den heiligen Hieronymus und Franciscus zu den
Seiten, hervorgeht, spätestens im letzten Jahrzehntdes 14. fJahr-
hunderts geboren, und, nach diesem frühen Datum, nothwendig
ein Schüler des Hubert van Eyck gewesen sein. In dem breiten
und schönen Wurf der Gewänder, wie in der Art der Färbung er-
kennt man auch in diesem Bilde den Einfluss jenes Meisters. Aber
schon hier verräth der Kopf der Maria, noch mehr des Kindes, ein
ungleich geringeres Schönheitsgefühl. Aus dieser,_ seiner früheren
Zeit rühren auch vier, mir unbekannte, kleine Tafeln im Museum
zu Madrid (N0. 454) her, welche die Verkündigung, die Heim-
suchung, die Geburt und die Anbetung der Könige darstellen, und
auf den sie einfassenden gothischen Portalen mit Vorstellungen,
grau in grau, verziert sind. 1 In seinen späteren Bildern erscheint
er in einigen Stücken -um etwas minder zu seinem Vortheil. Man-
chem seiner Köpfe fehlt es an einem tieferen, religiösen Gefühl, in
der Zeichnung, besonders der Füsse, -ist er schwach, in dem Vor-
trag mager. Der Art sind: sein, mit 1449 bezeichnetes Bild des
heiligen Eligius, welcher einem Brautpaar einen Ring verkauft, aus
der Zunftstube der Goldschmiede in Antwerpen, jetzt bei dem
Banquier Oppenheim in Köln, so wie zwei, früher die Flügel eines
Altars zu Burgqs, später zu Segovia bildende, jetzt im Museum
zu Berlin (N0. 529 A u. B) befindliche, mit 1452 bezeichnete
Bilder, deren eins die Verkündigung (Fig. 23) und die Geburt
Christi, das andere das jüngste Gericht darstellt. 2) Immer bleiben
diese indess durch die erstaunliche Kraft und Frische der Farbe
und die höchst fleissige Ausführung sehr ansprechend. Sehr nahe
steht diesen eine Maria. mit dem Kinde, welchem die heilige Anna
eine Birne reicht, in der Gallerie zu Dresden (N0. 1613) unter
dem Namen Schule des van Eyck. Günstiger erscheint der Meister
in dem Bildniss einer Nichte des berühmten Talbot im Museum zu
Berlin (N0. 532) 3 von sehr lebendiger Auffassung.
J ustus von Gent, welcher schon von Vasari als einer der
ersten Oelmaler der Schule der van Eyck angeführt wird,4 war
1 S. Passavant, die christliche Kunst in Spanien S. 129 und Cavaleaselle S. 119.
2 Näheres darüber in einer Xotiz von mir im deutschen Kunstblatt von 1854 S. 65.
3 Auf einem gleichzeitigen, jetzt verlorenen Rahmen, war der Name der-
selben, so wie der des Meisters angegeben. 4 Ausgabe von Siena I. S. 177 u. XI.
64, wo er Giusto da Guant genannt wird.