Epoche von 1420
bis li
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gleichzeitigen Nachricht von Jan van Eyck für den Abt und Probst
des Klosters St. Martin zu Yper n, Nicolas van Maelbecke, im Jahr
1445 ausgeführt, in der Kirche jenes Klosters am Grabe des 1447
gestorbenen Bestellers,- aufgestellt, bei dem Einfall der Franzosen
gegen Ende des vorigen Jahrhunderts von dem letzten Bischof von
Ypern in seinen Palast genommen, und jetzt, nachdem es lange bei
dem Buchhändler Bogaert in Brügge aufbewahrt worden, käuliich
in den Besitz der Familie van der Schrieck in Löwen übergegangen
ist. 1 Es ist ein Altarbild mit Flügeln von oben halbrunder Form.
Das 5 Fuss 6 Zoll hohe Mittelbild stellt unter einem Bau von kreis-
förmigen Bögen, die, in einem prächtigen rothen Gewande da-
stehende, "Maria mit dem, bis auf einen Schleier, nackten Kinde auf
den Armen, und den knieend verehrenden Stifter in reichen Kirchen-
gewändern und mit dem Hirtenstab dar. Zwischen denBügen sieht
man eine hüglichte Landschaft mit einer grossen Anzahl von Einzel-
heiten. Auf den inneren Seiten der Flügel sind die vier bekannten
omblematischen Vorstellungen enthalten, und zwar auf dem rechten,
oben Gott Vater, in dem brennenden Busch, unten Gideon mit dem
Felle und dem ihm erscheinenden Engel, auf dem linken, oben die
verschlossene Pforte des Hesekiel, unten Aaron mit dem blühenden
Stabe. Von diesen Bildern sind nur das erste und dritte theilweise
ausgeführt, die beiden anderen nur aufgezeichnet. Die Aussenseiten
enthalten, grau in grau, die von drei Engeln überschwebte Sibylle,
welche dem Kaiser Augustus die über ihm befindliche Maria mit
dem Kinde zeigt.
Die Hauptsachen, Maria und der Stifter, sind in der Zeichnung
und Ausführung der Fleischtheile für Jan van Eyck viel zu schwach.
auch könnte er schon deshalb keinen Antheil daran haben, weil er
urkundlich schon im Jahr 1441 gestorben ist. Dagegen steht das
Bild in allen Nebendingen, dem Haar und der Krone der Maria,
vor allem aber in der reichen Landschaft den Bildern des Jan van
Eyck an Gediegenheit des Machwerks so nahe, dass es nothwendig
von einem gleichzeitigen Meister derselben Werkstatt herrühren
muss. Die alte Nachricht, welche Jan van Eyck, als den Urheber,
nennt, spricht aber sehr für Lambert van Eyck, denn es lag sehr
1 Passavant erklärt dieses Bild für eine Copie, doch Dr. de Llerseman, fbill
gründlicher Forscher zu Brügge, hat bewiesen. dass es dasselbe Exemplar 1st,
welches sich früher in der Kirche zu Ypern befand. (S. Carton in der fmgef.
Schrift 5- 62 m)- Es ist schon an sich unwahrscheinlich, dass man von diesem,
in Vielen Thläilßll nur angelegten Bilde eine Kopie gemacht hat.