Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

Epoche von 1420 bis 1530. 
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den, heiligen Georg, hat durchaus keinen heiligen Charakter. Un- 
gleich würdiger, wenn schon auch von bildnissartigem Ansehen, ist 
der ihm gegenüberstehendeheilige Donatian. Weit am Vorzüglich- 
sten ist aber das Bildniss des knieenden, und von ihm empfohlenen 
Stifters, des Canonicus Georg de Pala. Die Bestimmtheit seiner 
höchst individuellen Züge grenzt an Härte. Dieses Bild, auf dem 
die Figuren etwa tfs lebensgross sind, ist unter den uns übrigen 
Bildern dieses Meisters das grösste. 1 
Das mit demselben Jahr bezeichnete Bildniss des Jan de Leeuw 
in der Gallerie des Belvedere zu Wien, hat dieselbe Bestimmtheit 
der Formen, wie das des de Pala, dabei aber ungewöhnlich graue 
Schatten.  
Diesem sehr verwandt ist ein anderes Bildniss in derselben 
Gallerie, welches dort, indess meines Erachtens irrig, für das Bild- 
niss des Judocus Vyts in höheren Jahren ausgegeben wird. 
Die vor einem reichen, gothischen Thurm, ihrem Attribut, 
sitzende heilige Ursula vom Jahr 1437 im Museum zu Antwerpen, 
ist vornehmlich interessant, weil wir daraus sehen, wie Jan van Eyck 
ein Gemälde grau in grau behandelte. Obwohl mit der Pinselspitze 
ausgeführt, macht es den Eindruck einer üeissigen Federzeichnung. 
Der Kopf Christi, als salvator mundi, vom Jahr 1438 im Museum 
zu Berlin, ist desshalb wichtig, weil wir sehen, wie genau er sich 
hier in den Hauptformen an den alten, aus dem Orient stammenden, 
bärtigen Typus gehalten, und seine Eigenthümlichkeit nur in der 
meisterlichen Ausbildung der Einzelheiten, z. B. des Barts und der 
warmen und kräftigen Färbung, geltend gemacht hat. 
Von bewundcrungswiirdiger Feinheit und Bestimmtheit in der 
Durchbildung ist das im Jahr 1439 ausgeführte Bildniss seiner, üb- 
rigens keineswegs in der Gesichtsbildung anziehenden Frau in der 
Akademie zu Brügge. Es ist zugleich in der Färbung wahrer, aber 
minder warm, als seine sonstigen Bildnisse. 5 
Dieser späteren Zeit gehört die nach ihrem früheren Besitzer, 
dem Herzog von Lucca, benannte Maria, Nr. 64, im Städelschen 
Institut in Frankfurt, an. Die thronende Maria ist zwar sehr lieb- 
 
enolmßille Abbildung, worin indess auf den Charakter der Köpfe keine Rücksicht 
äi mit); Yorden, m Cartons Schrift „1es trois frei-es van Eyck S. 72, wo auch 
.ed aus 2 Tllchen Insehriften auf dem Rahmen vollständig wiedergegeben worden 
smm' 1221  Oberen lfende dieses Bildes liest man: „Conjux meus Johannes me 
Eälsplxi Xgßll. Jumi." Am unteren Rande: "Ems mea triginta triß 81111011111!-
	        
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