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III.
Buch.
Kapitel.
langhaariger Dachshund. Bezeichnet: „J0hannes de Eyck fuit hic
1434." In keinem anderen Bilde erscheint dieser Meister so auf der
vollen Höhe seiner Kunst. Ausser allen oben an ihm gepriesenen
Eigenschaften, welche es im seltensten Maasse besitzt, findet sich hier
eine Ausbildung der allgemeinen Haltung, des Helldimkels, wie jene
ganze Zeit kein zweites Beispiel aufweisen kann. Es darf nicht
Wunder nehmen, dass die kuustliebende Maria, Schwester Karl V.
und Statthalterin der Niederlande, für dieses Bild einem Barbier
einen Posten gab, welcher ihm jährlich 100 Gulden einbrachte, wie
uns van Mander erzählt. 1
Maria mit dem Kinde auf dem Arm, welchem die heilige Bar-
bara, den Stifter, einen Geistlichen in weisser Amtstracht, darstellt.
Der Hintergrund Landschaft und Architektur. Dieses kleine, in der
Sammlung zu Burle ighhouse bei dem Marquis von Exeter befind-
liche, sehr ausgezeichnete Bild ist eine feine Miniatur in Oel, welche
sicher in der Zeit dem vorigen Bilde sehr nahe steht.
Engverwandt ist diesem in jedem Betracht die von einem Engel
gekrönte Maria mit dem Kinde auf dem Schoosse, welches von dem
ihr gegenüber knieenden Kanzler Philipp des Guten, Rollin, .als
Stifter, verehrt wird, im Louvre (Nr. 162). 2 Die Maria ist zwar
von hübschen Zügen, aber wenig heilig im Charakter, das Kind für
Jan van Eyck ungewöhnlich zierlich, der Engel sehr schön, das
Bildniss des Kanzlers aber von erstaunlicher Energie und Lebendig-
keit. Auch hier finden sich in dem Mantel der Maria die vielen
scharfen Brüche. Die Landschaft des Hintergrundes mit einem Fluss,
woran eine Stadt liegt, und fernen Schneegebirgen ist die reichste
und in unzähligen Einzelheiten ausgefiihrteste, welche wir von die-
sem Meister besitzen.
Diesem schliesst sich ein mit dem Jahr 1436 bezeichnetes Bild
in der Sammlung der" Akademie zu Brügge an, Welches in den ver-
schiedenen Theilen von sehr ungleichem Werth ist. Die unter
einem Thronhimmel sitzende Maria ist von seltner Hässlichkeit, und n
das, mit einem Papagei spielende, Kind hat die Ziige eines alten
Männchens. Auch der Kopf des zur Linken der Jungfrau stehen-
1 Siehe denselben Blatt 126. Dass dieser sagt, jene beiden Leute würden
durch die Fides zusammengegeben, beweist nicht, dass dieses ein anderes Bild ist,
denn er spricht augengcheinhcli v,on dem _Blld9 nur nach Horensagen. 2 Dieses
geht aus einer Stelle m Courtepees Deseript. Hist. et Topogr. du Duche de Bour.
gogne hervor, welche Cavalcaseile im: abflrucken lassen S. 97. Hienaeh befand
sich das Bild vordem in der Sacnstei der Kirche Notre Dame in Autun.