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III.
Buch.
Kapitel
geführten Engeln im Museum von Florenzzusammen. Wie die
grossen italienischen Meister hat er ihrem Haupthaar durchweg eine
goldige Farbe gegeben, welche mit Recht schon an sich für Schön
"gehalten, zugleich mit dem Ton des Fleisches die glücklichste Har-
monie bildet. Auf dem entsprechenden Flügel zieht vor allem die
die Orgel spielende heilige Oäcilie die Aufmerksamkeit auf sich.
Als Prinzessin in einem mit Hermelin verbrämten Mantel von schwar-
zem Goldbrocat gekleidet, ist sie ganz in ihrem Spiel versenkt.
Für die Instrumente, wrlche zwei Engel spielen, einem Violoncell
und einer Harfe, ist gerade eine Pause eingetreten. In den Köpfen
beider entspricht der Ausdruck des Aufmerkens, wenn sie wieder
einfallen müssen, unvergleichlich dem Abzählen der Takte mit den
Fingern. Ein Engel, von dem man indess nur wenig sehen kann,
ist beschäftigt, die Bälge der Orgel zu treten, welche im Holzwerk
wie in den Pfeifen von der seltensten Wahrheit und der grössten
und meisterlichsten Ausführung ist. Der Hintergrund dieser beiden
Flügel wird von einer hellblauen Luft gebildet. Ich gehe
jetzt zur Betrachtung der Vorstellungen auf den Aussenseiten der
Flügel über (siehe Figur 22). Die der oberen Reihe schliessen
in sinnreicher Weise den geistigen Inhalt des ganzen Werks ab.
Es ist darin die Prophezeihung und die Verkündigung Maria, und
dieses Mysterium selbst, wodurch das Werk der Erlösung seinen
Anfang nahm, dargestellt. Wir sehen daher oben in zwei Halb-
runden, in halben Figuren die Propheten Micha und Zacharias.
Der erste, über der Maria befindliche, schauet in erhabener Be-
geisterung auf die Jungfrau herab. Sein Ausdruck entspricht ganz
den auf einem Spruchbande über ihm befindlichen Worten: „Ex
te egredietur, qui sit dominator in Israel." 1 Der Prophet Zacharia
"deutet mit lebhafter Gebährde auf das aufgeschlagene Buch seiner
Weissagungen. Sein Kopf ist ungleich minder bedeutend. Dasselbe
gilt von den ganzen Figuren der erithreischen und cumaeischen
Sibylle, auf den entsprechenden Feldern der beiden andern Flügel,
welche bekanntlich im Mittelalter als die Verkündiger Christi unter
den Heiden angesehen wurden. In der Verkündigung drücken die
"Gebährde, der. auf der Brust gekreuzten Hände, sowie die feinen
Züge des Kopfes der Jungfrau, trefflich die in lateinischer Sprache
beigeschriebenen Worte der Demuth und Ergebung: „Siehe, ich
1 "Aus Dir wird hervorgehen,
welcher da wi
'd sein der König
in Israel