78
III.
Buch.
Kapitel.
das Interesse, dass sich darauf nach einer schon im 16. Jahrhundert,
vorhandnen Tradition die Bildnisse der beiden van Eyck befinden.
Dem vorderen Reiter, in einem prächtigen Pelz von blauem Sammet,
hat Jan van Eyck, als der Hauptperson, ohne Zweifel als ein
Zeichen seiner Verehnmg, die Züge seines Bruders und Lehrers
Hubert geliehen. Er erscheint als ein ältlicher Mann von gutem,
freundlichen Ausdruck. Sich selber hat er, mehr rückwärts, eine
ungleich bescheidnere Rolle angewiesen. Er hat ein schwarzes Kleid
an und ein schwarzes Tuch um den Kopf. Seine viel jüngeren
Züge haben etwas Aufgewecktes. Um sich im Spiegel malen zu
können hat er angenommen, dass er sich, während sonst alle vor
sich schauen, umwendet, um zu seinem Nachbar zu sprechen. Die
Landschaft ist im Charakter der vorigen durchgeführt, nur fehlt
hier die weite Fernsicht. Sehr bemerkenswerth ist, dass sich auf
diesen beiden Flügeln die Individualisirung auch auf die Pferde er-
streckt, in deren Köpfe man sehr deutlich sanfte und muthige, gut-
artige und böse, unterscheidet. Endlich gewähren sie uns noch,
in den glänzenden Harnischen, den reichen Trachten und dem
prächtigen Schmuck der Pferde in Zaumzeug und Satteldecken, das
anschaulichste Bild von dem Hof des grossen Gönners des Jan van
Eyck, Philipp des Guten, des prachtvollsten von Europa in jener
Zeit. Um auszusprechen, dass selbst die Verdammten das Lamm
verehren, befand sich ursprünglich unter dem Mittelbilde der unteren
Reihe, eine Staffel, worauf die Hölle mit ihren, die Kniee beugen-
den Bewohnern dargestellt war. In Wasserfarben ausgeführt wurde
es leider schon früh beim Reinigen von unwissenden Malern ver-
dorben. 1 In der Reihefolge der Gedanken in diesem grossen Werk
werden wir zunächst auf den Gott Vater geführt, welcher die Mitte
der oberen Reihe einnimmt. Der Künstler hat dieser thronenden
Figur, welche die Rechte zum Segnen der, dem makellosen Lamme
ihre Verehrung darbringenden, Gläubigen erhoben hat, und in der
Linken ein kristallnes, reich mit Edelsteinen besetztes Scepter hält,
im Wesentlichen die traditionellen Züge der Christusbilder benutzt,
indess den Bart verlängert, und den Ausdruck der Würde gestei-
gert. Die päbstliche Krone auf seinem Haupte ist wieder auf das
Prachtvollste mit Perlen und Edelsteinen geschmückt. Der Falten-
wurf des Mantels, von dem tiefsten, sattesten Roth, ist aber von
i
l Die älteste Nachricht
gis. Blatt 119 a, später am
bei Vaernewyck
B1. 124 b.
hievon findet sich
eh bei van Mandor.
historie
vnn Bel-