Epoche von 1420
bis 1530.
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Gesichtszüge der Eva sind keineswegs schön, und auch ihr Ausdruck
ziemlich gleichgültig. Adam erscheint im Körper wie im Kopf als
ein kräftiger Mann. Sowohl der Ausdruck, wie die erhöhte Röthe
seines Gesichts geben seine geistige Erregtheit bei der Uebertretung
des göttlichen Gebots zu erkennen. Besonders aber machen sich
diese Figuren durch die erstaunliche Wahrheit und die meisterliche
Modellirung in einem warmen, klaren und tiefen Ton geltend. 1 In
dem kleinen Felde über dem Adam ist, grau in grau, das Opfer von
Kain und Abel, in dem über der Eva, als erste, schreckliche Folge
des Sündenfalls, der Todschlag des Kain vorgestellt. Der geistige
Zusammenhang führt uns zunächst auf das mittlere Bild der unteren
Reihe. Hier sehen wir in der Mitte das, nach der Olfenbarnng Jo-
hannis genommene, makellose Lamm, als das Symbol Christi, auf
dem Altar, durch dessen, aus seiner Brust in einen, neben ihm ste-
henden goldenen, Kelch iiiesscnde Blut die Erlösung des menschlichen
Geschlechts von der Erbsünde bewirkt wird. Dieses Lamm bildet
nun den Mittelpunkt, worauf sich alle anderen Figuren sämmtlicher
Tafeln des Altarbildes näher oder ferner beziehen. Zunächst dem
Altar sehen wir vierzehn knieende Engel, von denen die vier hinter-
sten die vornehmsten Werkzeuge der Passion, das Kreuz, die Lanze,
den Schwamm und die Martersiiule halten, die acht folgenden an-
beten, die beiden vordersten Rauchfasser schwingen. Im Vorder-
grunde, zu beiden Seiten des Brunnens des Lebens, 2 rechts zunächst
die knieenden Propheten mit den aufgeschlagenen Büchern ihrer
Weissagungen, links, ebenso knieend, die zwölf Apostel und wahr-
scheinlich der heil. Stephanus. Hinter ihnen der geistliche Stand,
Päbste, Bischöfe, Aebte, Priester, und gleichsam von ihnen beschirmt,
auch Männer aus dem Stande der Laien. Hinter den Propheten
abender Stand der Laien, unter ihnen Dichter, welche dem Lamm
ihre errungenen Lorbeerzweige darbringen. Im Hintergrunde der
blumenreichen Wiese, welche die Räumlichkeit bildet, worauf alles
Erwähnte vorgeht, eine hüglichte Ferne mit Baumwuchs, hinter
welchem das himmlische Jerusalem, als eine thurmreiche Stadt im
Charakter des Mittelalters, hcrvorragt Aus demselben sind rechts
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uem Die oügiuale, welche seit einerÄRi-ihe von Jahren in einer Polterkhmmer de?
Kirche St. Bavo aufbewahrt wurden, sind glücklicherweise neuerdings ihrem Un-
tergimäe durch Versetzung in das Museum von Brüssel entzogen worden. Q A11
R3nd9_ des Brunnens stehen die Worte: Hie est fons aquae vitäw Pfoßüdellä
de sede bei agni.