Volltext: Handbuch der deutschen und niederländischen Malerschulen (Bd. 1, Abt. 1)

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Buch. 
Kapitel 
einiger Juden. Die Färbung in diesem, abgesehen von der oleren 
Ausladung etwa 5' G" hohen Bilde ist harmonisch und klar, indess 
von ungleich weniger Kraft und Tiefe, als in dem Genter Altar, die 
höchst sorgfältige Ausführung von der grössten Meisterschaft. 
Der im Museum zu Neapel befindliche heil. Hieronymus, wel- 
cher dem grossen, vor ihm auf den Hinterfussen sitzenden Löwen 
einen Dorn aus einer Vordertatze zieht. 1 Der Kopf des Heiligen 
ist sehr würdig, sein braunes Gewand, von breiten Falten, in einem 
reinen Geschmack, der röthlichbraune Fleischton von ausserordent- 
licher Kraft und Tiefe. die vielen Einzelheiten in dem Gemach, der 
Kardinalshut, Bücher, von denen eins aufgeschlagen, Fläschchen 
u. s. w., von überraschender Wahrheit. 2 
Das durch eine Inschrift auf dem Bilde sicher beglaubigte 
Hauptwerk des Hubert van Eyck ist indess ein grosses, aus zwei 
Reihen von einzelnen Tafeln bestehendes Altargemälde, welches von 
dem Bürgermeister von Gent, Judocus Vyts, Herrn von Pamele, und 
seiner, aus der sehr angesehenen Familie Burlut stammenden Frau 
Elisabeth für ihre Begräbnisskapelle in der Kathedrale in Gent be- 
stellt wurde. Der Künstler siedelte zur Ausführung desselben, wahr- 
scheinlich im Jahr 1420 nach Gent über, wo er im Jahr 14'222 Mit- 
glied der Brüderschaft von unserer lieben Frau wurdeß Er hat 
darin in sehr reicher Ausgestaltung den Hauptinhalt des Christen- 
thums, die Lehre von der Erbsünde und der Versöhnung dargestellt. 
Die erste tritt uns, wie aus der beigefügten Abbildung des Ganzen 
(Fig 20 u. 21, die Titelblätter beider Bände) erhellt, allein in den 
beiden äussersten Flügeln, der oberen, nur lebensgrosse Figuren 
enthaltenden, Reihe, in Adam und Eva entgegen. Nirgend spricht 
sich der Realismus so entschieden aus, als in diesen beiden Figuren. 
Sie sind offenbar nach zwei lebenden Modellen gemalt, und zwar so 
im Einzelnen, dass z. B. selbst die kurzen Haare, welche sich häufig 
an den Beinen und Armen des männlichen Körpers finden, sehr ge- 
nau wiedergegeben sind. Auch in den Gesichtern sind augenschein- 
lich die Züge der Modelle beibehalten worden. Der Körper, Wie die 
1 Dieses früher ganz willkürlich dem Colautonio de] Fiore, dessen beglaubigte 
Bilder in den conventionellen Schulformen des Giotto gemalt sind, beigemessene 
Bild wurde zuerst von mir, bei meinem Aufenthalt in Neapel im Jahr 1841, für ein 
Werk des Hubert van Eyck erkannt. Näheres darüber im Kunstblatt von 1847. 
S. 162 f.  9 Ein Umriss dieses Bildes bei dütgiucourt. Histoire des arts par les 
monuments. Peinture PI. 132. Die Herausgeber der neuen Ausgabe des Vasari 
legen dieses Bild dem Jan van Eyck bei.  1' S. Carton, les truis freres van Eyck. 
S. 36.
	        
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