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Sechstes Buch.
Abtheilung.
Zweiter Abfchnitt.
gelbgrauer Tonart, feine Beleuchtung gleichmäfsig, klar und kühl; feine Be-
handlung im Einzelnen gut durchgeführt: ziemlich glatt in der Modellirung,
Sxfiigflulägtf ftofflich in der Behandlung der Gewänder. Seine früheren Bilder find aber
beffer und farbiger, als die fpäteren. Mit der Zeit wurde er immer einförmiger
graubraun im Ton, immer nachläffiger in der Pinfelführung.
J. Kick. Von den übrigen MeiPcern diefer Reihe kann nur noch 7. lfztk, deffen
Lebensverhältniffe ganz unbekannt lind, wegen feines bezeichneten und von
1648 datirten, recht guten Bildes eines Stalles mit raftenden Soldaten im Ber-
liner Mufeum hervorgehoben werden. Die Befprechung der übrigen mufs den
Monographien überlaffen bleiben 1).
gliiiääßälgr Schloffen alle diefe vGefellfchaftsmalere {ich übrigens noch enger an Dirk,
Fiälällälgfss: als an Frans Hals an, fo haben fich im unmittelbarften Anfchlufs an den
letzteren die Vertreter des eigentlichen Sittenbildes aus dem niederen Volksleben
entwickelt.
Ngäfenilen Hier ift zunächft 71m Miensze Molenaer" zu nennen, von dem wir nur
Sein Leben. wiffen, dafs er am I9. September 1668 in Haarlem begraben wurde. Als
frü-hffeifstih Schüler des Frans Hals, der auch von Dirk nicht unbeeinflufst geblieben,
zeigen ihn befonders feine früheren Bilder mit ihrem helleren Ton, ihren ver-
hältnifsmäfsig gröfseren Figuren, ihrer lockerem Anordnung, ihrer breiteren
Seine ßilderPinfelführung. Bilder diefer Art find z. B. die vBauernfiubeu von 1629 bei
inMühlheir-i, Herrn Landrath von Niefeivand in Mühlheim am Rhein, der vZahnarzt auf
iflfvjifg" dem Landee von 1630 2) im Braunfchweiger Mufeum, das vModelltreiben im
in Berlin. Maleratelierr von 1631 im Mufeum zu Berlin, der vTanz auf der Dorffirafseu
inhlgggff- bei Herrn Wefendonck in Berlin und der vDreikönigsabendr in der Kopen-
miftäieller hagener Galerie. Im Uebergang zu der fpäteren Malweife des Meifiers zeigen
Bildiiilin Bilder, wie die wBauernluftbarkeiti im Rotterdamer Mufeum und das vBohnen-
Rotterdam. feftr in der Galerie Liechtenfiein zu Wien fchon etwas andere Typen, einen
m Wim etwas tieferen Ton und eine gefchloffenere Anordnung. Auf die Bilder feiner
fpätsflsti, fpäteren Zeit, welche im Ganzen von jenen früheren fo verfchieden fmd, dafs
man fie bis vor Kurzem für die Werke eines zweiten Meiliers hielt 3), hat
offenbar Oftade und durch ihn oder wie auf ihn Rembrandt mit feinem ge-
fchloffenen Helldunkel eingewirkt. Doch betonen fie beim Helldunkel das
Dunkel oft noch iiärker als die Helligkeit und laffen nur einzelne Farben,
wie ein lebhaftes Roth, manchmal auch Blau, aus dem fchweren Braun der
Gefammtfarbung hervortreten. Zu der Schwere der Färbung aber fteht die
Leichtigkeit der Pinfelführung, mit der diefe fpäteren Bilder des Meiiiers hin-
geworfen find, in einem gewiffen Gegenfatz; und die gute Abrundung ihrer
Anordnung verleiht ihren meift recht gewöhnlichen bäuerlichen Gegenftänden
difigßdfm einen gewiffen malerifchen Reiz. Als datirte Bilder diefer Art des Meifters
inhfgiflfn-feien noch hervorgehoben: die "Eiferfuchtsprügeleia von 1650 in der Kopen-
x) Vgl. Bade, Studien, S. I53-I74. Manche der hier genannten Künfller werden uns jedoch
in anderem Zufammenhange noch begegnen.
2) Riegel, Beiträge II. S. 339-341 lieft die Jahreszahl 1670 und den Namen (in dem das R
am M allerdings auffallend iflz) lfnlenaer. Dagegen (flatt aller übrigen Streitliteratur über die Frage)
Abr. Bredfus im Repertorium VIII (1885), S. 137.
3) Vgl. Bade, Studien, S. x99-205.