586
Sechstes
Buch.
Abtheilung.
Abfchnitt.
Zweiter
Gefellfchaft darftellendes Bild feiner Hand von 1625 befitzt feit Kurzem das
Amflerdamer Reichsmufeum. Als fein Hauptbild hat fein lebensgrofses Kniee-
in Dresdmflück der von einem Engeljüngling geleiteten reuigen Magdalena in der Dres-
dener Galerie zu gelten. Ganz caravaggesk gedacht, ift es doch nordifch frifch
empfunden und mit nordifch derber Hand gemalt: ungemein kräftig in den
Formen, der Färbung und dem Farbenauftrag. Weniger anziehend iPc fein
in Caffßl- ßLautenfchlägerx derfelben Sammlung und f1nd feine Bilder in der Caffeler
Galerie.
gigefääilggegf Die in Haarlem anfäfflgen Meifler diefer Richtung behielten natürlich einen
mein"- viel niederländifcheren AnPcrich, wurden jedoch gerade wegen ihres akademi-
fchen Anhauchs erklärlicher Weife für die eigentlichen Hiftorienmaler der Stadt
gehalten und daher nach dem Haag berufen, um hier neben den Antwerpenern,
wie Jordaens und van Thulden, und neben dem Utrechter Honthorft an der
Ausfchmückung des Huis ten Bofch mit grofsen Wand- und Deckengemälden
(oben S. 460, 475) theilzunehmen.
13153313231" Hier ift zunächft Pieter Clazfz Soutman, der berühmte Rubens-Stecher, der
als folcher fchon oben (S. 440) erwähnt worden, zu nennen. Dafs er auch als
Maler den Einflufs des Rubens nicht ganz verläugnet, ifl leicht erklärlich.
Diefer zeigt fich denn auch in feinem hiflorifchen Hauptbilde, dem allegorifchen
Decigäiild, Deckenbilde von 1648 im Huis ten Bofch, einem freilich unfchön angeordneten,
aber leicht und flüffig in bräunlichem Ton gemalten Bilde, wogegen feine
scfiiflfen_ beiden grofsen Schützenbilder von 1642 und 1644 im Haarlemer Mufeum gar
bilden nicht an Rubens, fondern eher an Frans Hals, den wir als den bahnbrechenden
Meifler der Haarlemer Bildnifsmalerei kennen lernen werden, erinnern, doch
weicher in ihrer graufchattigen Modellirung find, als der letztere jemals gemalt
Sei" Lebe" hat. Soutman war 1580 in Haarlem geboren und ftarb dafelbft 1657.
Sodann kommen befonders die Familien Grebber oder de Grebber und
de Bray in Betracht."
-Pi';j:z Frans Pietrrsz Greböer war 1570 in Haarlem geboren, wurde 1627
Gmebe" Dekan der dortigen St. Lucasgilde und ftarb 1649. Das Haarlemer Mufeum
Scifiltrizn- befitzt vier vSchützenmahlzeitena feiner Hand, von denen diejenige von 1610
und die beiden von 1619 mit feinem Namen bezeichnet find. Die Gefammt-
anordnung ift in diefen Bildern noch etwas fteif; die Bewegung der Hände ift
zu abfichtlich und gefucht; das Fleifch ift warm und goldig, aber wenigftens
in dem Bilde von 1610 noch etwas flau modellirt. Die beiden Bilder von
1619, auf welche Frans Hals fchon zurückgewirkt haben konnte, bezeichnen
einen entfchiedenen Fortfchritt; aber die vollfiändige Naturwahrheit des Ein-
drucks ift auch hier noch nicht erreicht.
de läfiißen Sein Sohn und Schüler Pieter de Grebber, von dem fich etwas zahlreichere
Sei" Lebe" und verfchiedenartigere Bilder erhalten haben, mufs um 1600 in Haarlem ge-
boren fein. Näheres ift von feinem Leben nicht bekannt geworden. Es giebt
Bilder feiner Hand mit Jahreszahlen von 1628 bis 1650. In den früheren
künäfifä-che kommen deutliche Erinnerungen an Rubens neben Anklängen an die durch
Emwlckhmg Elsheimer beeinüufsten Vorgänger Rembrandts zum Vorfchein; in den mittleren
treten diefe zuletzt genannten Anklänge bei etwas duftig-verblafener Behandlung
und hellen, kräftigen Einzelfarben innerhalb bräunlichen Gefammttons mehr