Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Buch. 
Siebentes 
Sechster Abschnitt. 
der fchottifchen Befteller von Bildniffen. Drei Bildniffe feiner Hand, unter ihnen 
fein Selbftbildnifs, {ieht man in der National Gallery zu Edinburg. 
Dem Alter nach folgt nun der berühmtefie Künftler diefer Reihe, der 
 letzte der grofsen, von den Männern verwöhnten, von den Frauen geliebten, 
von den Grofsen mit Beftellungen überhäuften englifchen Bildnifsmaler jener 
 Zeit: Sir Tlzamzzs Lawrelzce, R. A. l). Am 4. Mai 1769 zu Briflol geboren, 
55331552? wufste er fich ohne Anleitung wirklicher Meifter fchon in jungen Jahren im 
Enrwicklung- Paftellmalen zu üben, wurde aber 1787 als achtzehnjähriger Jüngling zu Sir Jofuah 
Reynolds nach London gebracht. Als Schüler der Akademie machte er rafch 
gewaltige Fortfchritte. Schon 1792, nach Sir Jofualfs Tode, wurde er, erft 
23 Jahre alt, Hofmaler des Königs; 1794 wurde er Mitglied, I820fnach Wefiös 
Tode, gar Präfident denRoyal Academy. Seit 1814 weilte er längere Zeit 
auf dem Feftlande, um im Auftrage des Königs nach der Schlacht von Waterloo 
alle hervorragenden Perfönlichkeiten Europas zu malen, welche an dem Sturze 
  Napoleons Theil genommen hatten. Doch kehrte er immer wieder nach London 
zurück, wo er im höchften Anfehen am 7. Januar 1830 ftarb.  
Wenn Lawrence auch einige Hiftorienbilder gemalt hat, von denen be- 
fonders fein vHamlet mit dem Schädel Y oricksa in der Londoner National 
Gallery berühmt ift, fo verfchwinden diefe doch unter der Fülle von Bildniffen 
feiner Hand. NVie gefucht er als" Bildnifsmaler war, beweift nichts deutlicher. 
als dafs er flch fchliefslich als folcher ein Jahreseinkommen von etwa 300000 
Mark verdiente. 
Seizäuhm Die Nachwelt {tellt ihn gleichwohl nicht in eine Reihe mit den erfien 
Naßhwhm- Gröfsen feines Faches. Sie findet feine Bildniffe fehr ungleich an Werth, 
tadelt aber auch bei den meiften der beften eine gefuchte Haltung, eine ab- 
fichtliche Schönheit, eine, wenn auch leichte und Hüffige, fo doch etwas dünne 
und faftlofe Malweife, eine weichliche Modellirung, eine füfsbunte Färbung und 
vor allen Dingen in dem fich ftets wiederholenden Ausdruck bei Männern 
 eine gewiffe Geifiesarmuth, bei Frauen eine gewiffe verführerifche, heraus- 
fordernde Begehrlichkeit, wie fle doch nur den wenigften der vornehmen Damen. 
die ihm fafsen, in Wirklichkeit eigen gewefen fein kann. Aber mag man 
Lawrence auch tadeln, überfehen kann man ihn nicht; er hat als Künftler 
doch fein eigenes Gepräge und tritt uns in feinen beften Werken als ein 
 Meifler von feiner, geiftvoller Beobachtungsgabe und raffinirter malerifcher 
Technik entgegen. 
Biläilg: im Die königliche Familie in England befltzt eine Reihe feiner hervorragendiien 
kögglI-tzeefgl- Werke. In Windfor Caftle kommt befonders das Waterloo-Zimmer mit feinen 
Bildniffen von Gröfsen der napoleonifchen Zeit für das Studium feiner Werke 
in Betracht. Am berühmteften find hier feine Bildniffe König Georgs IV., 
 Papi": Pius" VII., des Cardinals Gonfalvi und des Kaifers von Oefierreich; 
fchwächer find z. B. diejenigen Wilh. von Humboldts, des Fürflen Metternich 
und des Grafen Capo d'Iftria. In anderen Räumen des Schloffes fehlt es auch 
nicht an Bildern des Meifters. Hübfch fmd z. B. die Bildniffe der Prinzeffin 
I) Y- E- 
London 183i. 
William:  
correspondence 
Thomas 
FCIICC. 
Law]
	        
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