englifche Malerei
Jahrhunderts.
Die jüngeren
Maler.
1083.
Die
jüngeren
englifchen
Maler
des
Jahrhunderts.
Nachdem England durch Hogarth, VVilfon, Reynolds, Gainsborough und
durch die Gründung der Royal Academy (1768) einmal zu dem Bewufstfein Künmer-
erwacht war, ein Kunftland zu fein, wie die übrigen Länder Europas, erftand
auch hier rafch ein tüchtiger Maler nach dem anderen. Im letzten Drittel des
18. Jahrhunderts gab es bereits Dutzende von wirklich künftlerifch veranlagten
und gebildeten englifchen und fchottifchen Bildnifs-, Gefchichts, Sitten- und
Landfchaftsmalern.
Die Bildnifs malerei behielt, da f1e zugleich einem wirklichen Bedürf- Dlfrjlllfgifs"
niffe des praktifchften aller Völker entfprach, auch jetzt die Vorhand in London.
Wenn von den nachfolgenden Bildnifsmalern, denen wir daher den erflen Platz
einräumen, manche auch zugleich wI-liftoriene gemalt haben, wie umgekehrt
die meiften wHiflorienmalere, die wir in zweiter Reihe betrachten müffen,
gelegentlich auch Bildniffe gemalt haben, fo faffen wir als folche doch eben
diejenigen Künftler zufammen, deren kunftgefchichtliche Stellung zunächft auf
diefem Gebiete liegt.
Gleich der ältefte von ihnen, Gcozge Rommy 1), der am 26. Oct. 1734 zu Rijsrjf;
Dalton-le-Furnefs in Lancafhire geboren wurde, wollte eigentlich Idealmaler
fein, erwarb fich feine künftlerifche Stellung als Lieblingsmaler der Ariftokratie
feiner Zeit neben Reynolds und Gainsborough jedoch ausfchliefslich als Bildnifs-
maler. Als Bildnifsmaler hatte er unter der Leitung eines dunklen Ehren-
mannes feine Kunft in Nordengland begonnen; als Urheber einiger Hiflorien-
bilder erhielt er 1762 in London den Preis der Society of Arts, wurde auch
Mitglied der vlncorporated Societye, nicht aber der Royal Academy, von der
er fich fern hielt; 1773-1775 verweilte er in Italien; die folgenden 23 Jahre
flnd die Zeit feiner Thätigkeit als einer der gefuchteften Bildnifsmaler Londons;
doch arbeitete er nach 1786 auch für Boydelfs Shakefpeare-Gallery und fetzte
eine Reihe von Magdalenen, Cäcilien, Sapphos und Nymphen in die Welt, für
welche ihm das berühmte Modell Emma Lyon, die fpätere Lady Hamilton, zu
fltzen pflegte; 1798 zog er fich nach Hampftead zurück; am 15 Nov. 1802
flarb er zu Kendal in den Armen feiner Gattin, die er 1756 geheiratet, aber
bald darauf verlaffen hatte, um erft alt und hilflos zu ihr zurückzukehren.
Sein Nachruhm entfpricht dem Aufheben, welches feine Zeitgenoffen von ihm
machten, keineswegs. Seine Bilder fmd anfpruchsvoll in der Auffaffung, aber
fchwach in der Zeichnung und Modellirung, fchwer oder roh in der Färbung.
Seine berühmtefle Leiflung ift die uns nur durch den Stich bekannte wKindheit
Shakefpearesa (Fig. 692). Zu feinen bellen Werken gehört Emma Lyon (Lady
Hamilton) als Bacchantin in der Londoner National Gallery. In derNational Portrait-
Gallery des South Kenfmgton Mufeums lernt man ihn als Bildnifsmaler kennen.
Fahr: Rujfef, R. A?) (1744-1806), war der bekanntefte englifche Paftell- John Ruffel.
I) William Hayley: The Life of George Romney. London 1809. 16er). 707111 [fomney (fein
Sohn): Memoirs of the life and writings of G. Romney etc. London 1830.
2) Wir werden im Folgenden, der englifchen Bezeichnungsweife entfprechend, die Mitglieder der
Royal Academy einfach durch die Buchftaben R. A., die der Akademie nur vAffociirtenu durch die
Buchflaben A. RÄ A., die Präiidenten der Akademie durch die Buchüaben P. R. A. kennzeichnen.