Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Buch. 
Siebentes 
Abfchnitt. 
Sechster 
Iphigenie zeigt. Schwächer lind Bilder, wie wdie Liebe von der Hoffnung 
genährtc in Bowood und ßVenus und Cupidoa beim Lord Northbrook. Grofses 
Auffehen erregte feiner Zeit fein romantifches Bild wUgolino mit feinen Söhnem 
(Fig. 687). Es foll f1ch in der Sammlung zu Knole in Kent befinden l). 
 Von den biblifchen Darfiellungen Reynolds ift vder Prophet Samuel als 
lungen- Knabex die beliebtelte, am öfteften wiederholte. Man fleht fie z. B. in der 
National Gallery zu London und im Dulwich College. Realifiifcher, als man 
es dem Meifter bei feinen Grundfätzen zutrauen follte, ift ßclie Anbetung der 
Hirtena, in Oel ausgeführt beim Earl Fitzwilliam, als Glasgemälde ausgeführt 
in New College zu Oxford; und jedenfalls mehr durch van Dyck, als durch 
Michelangelo beeinflufst, darum unferes Erachtens aber innerhalb ihrer eklekti- 
fchen Unfelblländigkeit nicht ganz fo unerfreulich, wie fie Manchen erfchienen, 
ift feine grofse heil. Familie in der National Gallery zu London (Fig. 688). 
äjyfjägf Dafs Reynolds auch ein fähiger Landfchafter war, zeigen die Hintergründe 
fchafm- mancher feiner Bilder; sie pflegen warm, breit, einheitlich im Ton, nur für die 
Gefammtwirkung berechnet hingcltrichen zu fein; und diefelbe Haltung zeigen 
einige wirkliche Landfchaftsbilder, die dem Meiller, wie es fcheint mit Recht, 
zugefchrieben werden, z. B. beim Lord Northbrook in London und bei Mr. 
Galton zu Hadzor. 
Th. Gains- 
borough. 
Seine 
Bedeutung. 
Sein 
Leben. 
Seine Ent- 
Wicklung. 
Als "ein bedeutfamer, einllufsreicher Meilier erfcheint Reynolds auf allen 
Gebieten. Uniierblichen Nachruhm aber hat er nur als Bildnifsmaler verdient. 
Der vierte Grofsmeifter der englifchen Schule des I8. Jahrhunderts, Thomas 
Gainsborougfz, ift weniger einfeitig als Hogarth und Wilfon, weniger lehrhaft 
und abfichtlich als Reynolds. Der letztere ift ein künftlicherer, Gainsborough?) 
ift ein natiirlicherer, urwüchligerer KünPcler. je nach dem Standpunkte des 
Beurtheilers find die beiden wetteifernden Meifter daher in ihrem Werth- 
verhältnifs zu einander fehr verfchieden beurtheilt worden 3). Alles in Allem 
genommen aber könnte Reynolds eher aus der Entwickelung der englifchen 
Schule fortgedacht werden, als Gainsborough. Seine grofse Bedeutung liegt 
in {einer Selbftändigkeit. Für ihn, im vollften Gegenfatz zu Reynolds, exiftirten 
die alten Meifter urfprünglich gar nicht, wenn er auch fpäter gelegentlich 
Studien-Copien nach Gemälden des Rubens und van Dyck's, feinen ihm wahl- 
verwandten Lieblingen, gemacht hat. Nachdem er die nothwendigfte Technik 
bei einem mittelmäßigen Meifter erlernt, entwickelte er llCh in jeder Beziehung 
aus flch felbPc heraus. Er fah die englifche Natur mit feinen ureigenen eng- 
lifchen Augen an und flellte üe mit breiter, kräftiger, gefunder, oft für die 
1) In Bezug auf die englifchen Privatfammiungen, die in jüngfter Zeit manchmal ihre Befitzer 
gewechfelt haben, iPc der Verfaffer nicht ficher, in allen Fällen richtig über ihren jiingPcen Beftand 
unterrichtet zu fein." 
2) Rob. Pratt: Sketch of the life and painiings of Thomas Gainsborough. London 1788.  
George William Fulclzer (ed. by his son); Life of Thomas Gainsborough. London I856. 
3) Richtig fcheint uns die Beurtheilung bei I8. i? S. Kerlgrave: A century of painting, I, p. 169. 
 Viel zu gering beurtheilt den Meifter unferes Erachtens ßeavington-Atleizzfozz in dem Auffatz 
über ihn in Dolzmi: uKunR und Künfileru, Lief. 105.  Ernejl Clzesneau dagegen in feiner nPCiIl- 
ture anglaiseu fagt geradezu p. 497: "Reynolds fut tout esprit et volontä, Gainsborough tout äme et 
temperament; le premier plait aux raffiues; celui-ci enchante tout le monde. La part de Gains- 
borough est präferablem
	        
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