1072
Buch.
Siebentes
Abfchnitt.
Sechster
malijliyfhen werden, von feltener Saftigkeit, Frifche, Tiefe und Leuchtkraft, fein Helldunkel,
{flifftä ohne jemals, wie das Rembrandtfche, zum Hauptträger des malerifchen Ge-
dankens zu werden, von feltener Feinheit, Zartheit, Wärme und Lebendigkeit.
Als Eklektiker erfcheint er hauptfachlich in feinen der Mythologie, der Dicht-
kunft, der biblifchen Gefchichte oder der Phantafie entlehnten Bildern. In
feinen Bildniffen aber war er denn doch durch die Natur der Aufgabe viel zu
fehr auf eigene Beobachtung angewiefen, als dafs fein Eklekticismus ihn hier
mit der Blaffe des Gedankens anzukränkeln vermocht hätte. Allerdings liegt
etwas Gedankenhaftes auch hier in feiner dem Zeitgefchmacke entfprechenden
Neigung, die Perfönlichkeiten, welche ihm fafsen, in mythologifcher, gefchicht-
licher oder flttenbildlicher Maske darzuftellen. Aber einerfeits verfuhr er, wenn
ihm geflattet war, diefer Neigung nachzugehen, mit fo viel Einficht und Ge-
fchmack, wie kaum ein zweiter Meifter, andererfeits waren die meiften feiner
Landsleute doch zu realiftifch angelegt, um {ich derartige Scherze gefallen zu
laffen; und gerade in Reynolds Bildniffen der natürlicheren Art geht fein an-
erzogener Idealismus mit dem Realismus des Faches eine Verbindung von
höchft anziehenden Ergebniffen ein; immer fucht er das innere Wefen der dar-
EmPündm- geftellten Perfönlichkeiten, immer aber fucht er es, im vollen Gegenfatze zu
Hogarth, von feiner beften und anfprechendften Seite zu erfaffen, immer weifs
er durch die Haltung, durch die Umgebung, durch den Ausdruck und durch
das niemals kleinliche Beiwerk die Lebensftellung und den perfönlichen Cha-
rakter des Dargeftellten in grofsen Zügen zum Ausdruck zu bringen. Wie
viel unmittelbare, naiv künftlerifche Empfindung ihm auch trotz aller Reflexion,
in die er {ich hineingegrübelt hatte, zu Gebote Hand, zeigen vor allen Dingen
feine Kinderdarflellungen, die von entzückender Wahrheit, Schlichtheit und
Liebenswürdigkeit zu fein pflegen.
Bäämere Aus der Fülle feiner einfachen Einzelbildniffe oder feiner Bildniffe vornehmer
Damen mit einem ihrer Kinder einige Hauptwerke herauszuheben, iPc fchwer.
Ijgtgflzl Die National Gallery zu London befitzt ihrer mehr denn ein Dutzend, von
icfgsäinzu denen fein Selbftbildtiifs mit der Brille und das grofsartige Bildnifs des Lord
Heathfield, des Vertheidigers von Gibraltar, mit dem Schlüffel der Feftung in
der Hand, vielleicht die anziehendften find. Ihrer vier befitzt die National
in Edinburg. Gallery zu Edinburg; auch im South Kenfington Mufeum und im Foundling-
13013122" Hofpital zu London fleht man Reynoldsfche Bildniffe, je eins feiner Selbft-
bildniffe auch im Dulwich College und in der Royal Academy. Ebenfo- iPc der
Hgggrßgn Meifter in den königl. Sammlungen des Buckingham Palace, zu Hampton Court
Vglvjägor und zu Windfor Cafile, befonders in der letzteren, mit fehenswerthen Einzel-
igiräeglgggin bildniffen vertreten. Die meiflen aber befinden fich 1m englifchen Privatbefitz.
'Befonders berühmt durch feine geiftige Charakterifiik iPr z. B. dasjenige des
Lord Thurlow beim Marquis of Bath, befonders hervorragend durch feine zu-
gleich vornehme und mütterlich herzliche Haltung dasjenige der Giorgiana
Spencer, Herzogin von Devonfhire, mit ihrem Kinde, welches in zwei verfchie-
denen Exemplaren beim Duke of Devonfhire zu Chatham und beim Earl of
Spencer erhalten ift, befonders anziehend durch den Reiz geheimnifsvoll-füfser
Sinnlichkeit dasjenige der Nelly O'Bryan bei Sir Richard Wallace in London,
der überhaupt eine Reihe der fchönften Bildniffe des Meifters befitzt, z. B. noch