Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

Malerei 
englifclme 
Jahrhunderts. 
vier 
Die 
Vorläufer. 
Begründer und ihre 
1071 
Albemarle befand oder befindet, lenkte Aller Blicke auf den 30 jährigen Künftler 
1755 fafsen ihm bereits 125 Perfonen; 1750 riChtCtC 61' fICh fein Haus in 
Leicefter-Square mit malerfürlilicher Pracht und Bequemlichkeit ein, blieb aber 
Iunggefelle, da Angelica Kauffmann, wie wir oben (S. 1048) gefehen haben, 
feine Hand ausgefchlagen; 1765 gehörte er zu den Gründern der vlncorporated 
Society of Artsa, welche jährliche Ausftellungen veranftaltete; doch zählte er 
1767 auch zu der vornehmeren Minderheit diefer Corporation, welche, da f1e 
{ich mit der Mehrheit nicht vertrug, ihren Austritt erklärte und 1768 unter 
dem Schutze des Königs, doch ohne Beihilfe des Staates, die königliche Aka- 
demie der Künfte gründete. Reynolds wurde ihr erfter Präfident. Der König 
verlieh ihm den Baronet-Rang und ernannte ihn 1784 nach Allan Ramfays 
(oben S. 1058) Tode zum Hofmaler. Er Pcarb am 23. Febr. 1792 mit Hinter- Sein Ende. 
laffung eines Vermögens von etwa 1600000 Mark. 
Reynolds" Stärke liegt auf dem Gebiete der Bildnifsmalerei; von den mehr SeineSrärke. 
denn 2000 Bildern, die er gemalt haben foll, gehörten weitaus die meiften 
diefem Fache an. Doch entfprach diefes nicht eigentlich feiner dem ganzem näegäglgägr 
Gebiet der grofsen wl-liftorienmalereir: zugewandten Neigung und Abficht, fon-  
dern lag nur daran, dafs alle Welt von ihm porträtirt fein wollte und die maler- 
Grofsen Englands in richtiger Erkenntnifs feiner Stärke lieber Bildniffe als 
wI-liftoriena bei ihm beftellten. 
Ueber feine Auffaffung der Kunfl läfst Reynolds uns nicht den geringften Rläßlmtlfif 
Zweifel. Er hat f1e, theoretifch und fpeculativ angelegt, wie er war, in fünf- imffamlng- 
zehn ausführlichen akademifchen Reden (discourses on art) der Nachwelt über- 
liefert. Reynolds {tellt fich in ihnen durchaus auf den Standpunkt der Aka- 
demien des vorigen Jahrhunderts. Er bekennt fich zum Idealismus und 
Eklekticismus. Die Natur ift für den Künfller dazu da, verfchönert und ver- 
allgemeinert zu werden Edle Einfachheit ift ein Haupterfordernifs echter Kunft. 
Der moderne Meifter kann nur auf den Schultern feiner Vorfahren ftehen. Die 
grofsen Italiener müffen feine Vorbilder fein, wenn er f1e auch nicht fklavifch 
nachahmen darf ; der gröfste von allen ift Michelangelo. Auf ihn mufs immer 
und immer wieder zurückgewiefen werden. 
Reynolds Praxis deckte fich jedoch keineswegs mit feiner Theorie. ln  
Wirklichkeit find Tizian und Correggio eher feine Vorbilder gewefen, als 
Michelangelo und Raphael, und hat er den grofsen Niederländern Rubens, van 
Dyck und Rembrandt eben fo viel abgefehen, wie feinen Lieblingen, den 
Italienern. Die Zeichnung, die Michelangelo Alles war, war feine fiärkfte Seite 
durchaus nicht; vielmehr war er geborener Colorift. Ueber Farbenmifchungen 
im technifchen und äfthetifchen Sinne, über die Urfachen, Wirkungen und Ab- 
ftufungen des Helldunkels hat kein Künüler fo viel gegrübelt und experimentirt 
wie er. Gleichwohl haben fich feine Mifchungen nicht immer als haltbar 
erwiefen. Manche feiner Bilder iind in ihrem Farbenkörper zerriffen und zer- 
fprungen, andere find in ihrem Farbenglanze verblafst. Viele aber haben {ich 
auch vortrefflich erhalten; und in diefen erfcheint er uns als ein fo grofser  
wMalerx im technifchen Sinne des Wortes, wie kaum ein anderer feiner Zeit- 
genoffen. Seine Pinfelführung ift breit und Hüffig, feine Modellirung weich und Sefisäräifgfek 
malerifch. Seine Farbengebung iPr, ohne jemals durch Ueberreichthum bunt zu 
	        
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