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Buch.
Sechstes
Abtheilung.
Zweiter Abfchnitt.
Galerie und in manchen anderen Sammlungen find nicht minder charakteriitifch
Radäfggge, für ihn, als jene erfieren. Radirt hat er theils nach Gafp. Pouff1n's Gemälden,
theils nach eigenen Zeichnungenf) und dafs feine Nadel flch ebeilfowenig, Wie
fein Pinfel, durch Leichtigkeit und geiftreiche Freiheit auszeichnet, iPc erklärlich.
Sein jüngerer Bruder fYan Gattlieb Glauben jlbrtzll genannt, welcher fchon
Glauber- 1703 zu Breslau gefiorben fein foll, wird in feinen Gemälden kaum von ihm
unterfchieden; nur einige Radirungen i) laffen {ich als fein Werk ausfondern.
letgiihääälgr: Endlich haben wir noch der aufserhalb der Schule Bloemaerts {iehenden
Utrechter Stilleben-, Frucht- und Blumenmaler zu gedenken; und auf diefem
Jäl Gebiete tritt uns nun in Ymz Davidsz de Heem 3) der gröfste Meifter nicht nur
Utrechts, nicht nur Hollands, fondern aller Zeiten und Völker entgegen. jan
Sgißfhltcjftlf" Davidsz und fein Sohn Cornelis de Heem gehören halb zur holländifchen, halb
"Chlinäfel- zur Antwerpener Schule 4). Den Letzteren würden wir, da er in Antwerpen nicht
nur gelernt, fondern auch hauptfächlich gewirkt hat, in der That fchon in der
Antwerpener Schule behandelt haben, wenn es möglich gewefen wäre, ihn, den
treuen Schüler und Nachahmer feines Vaters, vor diefem zu befprechen. Jan
Davidsz de Heem aber iPc, obgleich er lange in Antwerpen gelebt und gemalt
hat, hier durch Daniel Seghers' vielfarbige Art, die Blumen zu fehen und Wieder-
zugeben, nicht unbeeinfiufst geblieben, doch nicht nur feiner Herkunft, fondern
auch dem Grundcharakter feiner Werke nach Holländer geblieben. Innerhalb
der holländifchen Schule aber können wir ihn nur nach Utrecht weifen, wo er
Sein Leben- 1606 5) geboren wurde, wo er Schüler feines übrigens nicht weiter bekannten Vaters
David de Heem war, und wo er, nachdem er 1626 in Leiden geheirathet und
hier fafi ein Jahrzehnt gelebt hatte, dann aber über dreifsig Jahre in Ant-
werpen anfaffig gewefen war, {ich in feinen älteren Tagen, wenigPtens auf ein
Jahrfünft, von 1667-1672, wieder niederliefs, freilich um dann nach Antwerpen
zurückzukehren, wo er im Winter 1683-84 flarb. De Heenfs frühe Entwicke-
Scüiaiqäüh" lung ift noch nicht ganz aufgeklärt; doch fchlofs er {ich in Leiden, wie fein Früh-
in Gotlm- {tücksbild von 1628 in der Gothaer Galerie beweift, zunächft an die weniger
vielfarbige als bräunlich tonvolle Malerei an, wie fie damals befonders von Haar-
lem aus in Holland zur Herrfchaft gelangte. U) Seine charakterifiifchen Bilder
feiäfrr aber gehören, wie fchon die verhaltnifsmäfsig feltenen Jahreszahlen auf ihnen
Zßir- beweifen, feiner Antwerpener Zeit an; doch bleibt er auch in ihnen, dem weniger
decorativ verwertheten, als feinfühlig durchgebildeten Realismus in der Dar-
{tellung aller Einzelheiten nach, und dem, trotz mancher Anläufe, die Localfarben
der Blumen in ihrer ganzen, manchmal kühlen Pracht leuchten zu laffen, doch
immer wiederkehrenden goldigen Grundton nach, der holländifchen Anfchauungs-
weife getreu. Erftaunlich iPt in der That die Naturwahrheit, Welche er mit
vollem, kräftigem und doch zart und fein ausführendem Pinfel feinen einzelnen
1) Bartfch, V. p, 377-398; Wugel, Suppl. p. 314-315.
2) Banfch, V. p. 393-400; Weigel Suppl. p. 315-316.
3) Ilaupmaclirichten bei F. Y. v. 0'. Branden, Gefchiedenis der Antwerpfche
866_871.
4) Vgl. F. Szhlie im Repertorium VIII, 1885, S. 2I5-2I6.
5) Diefe richtigen Daten zuerfl durch A. ßrediu: veröffentlicht in Oud Holland
6) Ueber diefe Frühzeit des Meifters befonders W. Balle, Studien, S. 229.
Antwerpfche
Schilderfcho o1,