englifche
Malerei
Jahrhunderts.
Begründer
Die vier
Vorläufer.
1061
ift, Ptellen eine Fülle gefunder Grundfätze im Sinne der Verwerfung jeder
Nachahmung und der Anerkennung eigener Beobachtung als einziger Grund-
lage einer nationalen Kunft auf, widerfprechen aber Hogarths eigener Theorie
und Praxis durch die Forderung einer conventionellen, {ich als Wellen- oder
Schlangenlinie darftellenden vSchönheitslinier (the line of beauty and grace).
Trotz vieler Anfeindungen und Fehden, die er kampfesfroh befland, brachte
er es durch feine Kunfl zu Anfehen und Vermögen; 1756 wurde er vserjeant
paintere des Königs; die Gründung der königl. Akademie, der er widerftrebte,
erlebte er nicht. Er flarb am 26. Oct. 1764 in feinem Haufe zu Leicefler Sein Ende.
Fields.
Schon zu feinen Lebzeiten und bis auf den heutigen Tag hat man darüber gääfiäglss
geflritten, ob Hogarth ein Maler im vollen, künfllerifchen Sinne des Wortes Säärgäzr
oder nur ein Satiriker, der f1ch zufällig des Pinfels flatt der Feder bedient Künüler.
habe, gewefen fei. Horace Walpole') fagt geradezu, dafs er ihn mehr als
einen Luflfpieldichter mit dem Stifte, denn als einen Maler anfehe. Neuere
Kritiker 2) heben dagegen auch die technifch-malerifchen Eigenfchaften feiner
Werke hervor. In der That zeigen fchon feine Bildniffe, dafs er die malerifche
Technik vollkommen beherrfchte; und feinen bellen fatirifchen Sittenbildern,
wie der Folge ßMariage a la modea in der Londoner National Gallery, wird
man nicht nur fcharfe Charakteriflik der einzelnen Figuren nachrühmen, fondern
auch weder klare und gute Anordnung, noch malerifche Haltung der Pinfel-
führung und der Farbengebung abfprechen können. Ebenfo wahr aber ift es,
dafs es Hogarth bei vielen feiner charakterifüfchften Darflellungen nur darum
zu thun war, die von ihm erfundene Gefchichte und ihre Tendenz möglichfl:
deutlich zu veranfchaulichen und durch den Kupferflich zu verbreiten, mit
anderen Worten, eine moralifche, nicht aber eine künftlerifche Wirkung zu er-
zielen; und in diefen Fällen vernachläfflgte er nicht felten die Technik der Oel-
malerei und übertrieb er nur allzu oft die Charakteriflik feiner Geflalten zur
vollen Karikatur. Die Abficht, zu karikiren, fcheint er zwar nur in Ausnahme-
fallen, wie bei feinem durch den Stich verbreiteten Bildnifs feines Gegners, des
freifinnigen Politikers John Wilkes, gehabt zu haben. Seiner eigenen Ausfage
nach war fonft die flrenge, ungefchminkte Wiedergabe der Wirklichkeit fein
Ziel. Allein da er, aufser wenn er Bildniffe malte, nicht nach der Natur,
fondern nach der Erinnerung zu zeichnen pflegte, fo darf es uns bei der aus-
gefprochenen abfchreckenden Tendenz, die er fafl jeder Geflalt feiner Bilder
verlieh, nicht wundern, wenn feine bittere Phantafxe diefe unwillkürlich in's
Abflofsende verzerrte. Sein Vorgänger auf diefem Gebiete ifl eigentlich nur
der Leidener Maler Jan Steen (oben S. 798), der freilich naiver war als Hogarth
und denn doch in feinen heften Schilderungen des Laflers auch noch über andere
malerifche Reize verfügte, als der Engländer. Jan Steen fetzt {ich manchmal
dem Verdacht aus, im Grunde feines Herzens die Lafter, welche er darflellte,
gar nicht mit fo fehr fcheelen Augen angefehen oder doch wenigflens an ihren
rein malerifchen Aufsenfeiten eine aufrichtige Freude gehabt zu haben. Dies
I) Anecdotes of painting a. a. O. (ed. X872) S.
2) R. (y S. Redgrave: A century of painters a.