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Siebentes
Buch.
Sechster Abfchnitt.
als geiftreiches Wollen auf dem theoretifch bereiteten Boden der Nachahmung
vergangener Zeiten, an der Spitze des gefammten europäifchen Entwickelungs-
Ingxisdläßäis- ganges der Malerei. Wenn die englifchen Maler jener Tage gleichwohl keine
eigentliche Schule bildeten, fondern, jeder auf eigene Hand, von befonderen
Ausgangspunkten zu befonderen Zielen emporftrebten, fo erhöht das natürlich
nur die felbllandige Bedeutung jedes einzelnen von ihnen; und wenn die be-
deutendften englifchen Maler des I8. Jahrhunderts, weil ihr reiches Vaterland
ihre Werke beffer bezahlte, als das Ausland es vermocht hätte, auf dem Feft-
lande lange nicht fo bekannt find, wie fie es zu fein verdienten, fo erwächlt der
Gefchichte der Malerei hieraus natürlich nur die doppelte Verpflichtung, ihre
äßäßiäfirjä: Bedeutung in's richtige Licht zu fetzen. Wenn endlich die Grenze zwifchen
19- Jßhrh- dem I8. und dem I9. Jahrhundert in der Gefchichte der englifchen Malerei
befonders fchwer zu ziehen ift, weil ihre Entwickelung von 1750-1850 eine
weit ftetigere gewefen ifl, als diejenige der feftländifchen Schulen, fo darf uns
das doch nicht verleiten, die uns gefteckten Grenzen zu überfchreiten, innerhalb
derer nur die wirklich dem I8. Jahrhundert angehörigen Meifier eingehender
betrachtet, die Uebergangsmeifter in's I9. aber nur mit flüchtigem Blicke geftreift
werden können 1).
Bekannter als die englifchen Gemälde find übrigens erklärlicherweife die eng-
ßegläääbgnd lifchen Kupferitiche des I8.Jahrhunderts auf dem Feftland geworden; und England
klügirtäälsllfs hatte im 18. Jahrhundert einen bedeutenden Antheil an der Weiterbildung auch
der Kupferftecherkunü, über deren Hauptvertreter jenfeits des Canals gleich hier
einige Worte gefagt feien. Die klaffifche Linienmanier brachte hier Hubert
Srranzß- Strange i) (1721-1792), der feine Studien unter Le Bas (oben S. 987) in Paris
vollendet hatte, zur fchönften und zarteften Blüthe. Er ftach vorzugsweife Bilder
der grofsen italienifchen Meifter des I6. und I7. Jahrhunderts, Rand aber mit
feiner Richtung ziemlich allein unter feinen Landsleuten. Mit der Nadel, dem
Hogarth. Aetzwaffer und dem Stichel arbeiteten: W. Hagartlz (1697-1764), auf den wir
weiter unten näher eingehen müffen, der zum Engländer gewordene Fran-
Vivms- zofe Frrznczk Vivares (1709-1786), deffen Landfchaftsfiiche nach Gafp. Pouffin,
Claude Lorrain, Gainsborough und anderen flch grofser Beliebtheit erfreuen,
1) Literatur: Horace Wlzllwler vAnecdotes of Paintingw. Erfte Ausgabe. London, Strawberry
Hill 1762-1771. Neuere Handausgabe. London 1872. Edzvan! Edzuarilx: MAnECCIOiCS of
painters who have resided or been born in Englanda. London 1808. D. Fiarillo: nGefchichte
der Malerei in Grofsbritanniena, Bd V. feiner vGefchichte der zeichnenden Künfteu. Göttingen 1808.
Allan Cunninglzanz: nThC Lives of the most eminent English Painters etc.u Sec. ed, VI Volumes.
London 1830-1833. William Fletcher! wHistory of Painting in Englandu. London 1838 (knapp
und gut). G, Hmnilion: nGallery of English Artistsu. London u. Paris 1839.- Läome de Pexyui-
rluux." nL'6co1e anglaise 1672-1851. Etudes biographiques et critiqtiesu. Paris 1858. W. Thym-
bury! wBritish arlists from I-Iogarth to Turnera. II Volurnes. London 1860 und 1861. Richard
am! Samuel Ifedgwazre: vA Century of Painters of the English schoolu. II Volumes. London 1866
(mafsgebendes Hauptwerk). Frederick M'edm0re.' nStudies on English Arta. London 1876,
Samuel Ifedgrave: nA Dictionary of artists of the English schoolu. Neue Ausgabe. London 1878.
Ernest Clzemeazz: vLa Peinture anglaisea. Paris ohne Jahreszahl. George H. Slzephrrrl: 11A short
History of the British school of paintingu. London 1881 (ungenügend). Dazu Pcellenweife:
G. F. Waagen: nTreasures of art in Great Britaina. I-III. London 1854. Lord [Ronald Gwuer:
wDie Schätze der grofsen Gemäldegalerien Engiandse. I-III. Leipzig 1884-1886.
2) Charles Le Blauc: ßCatalogue de Yoeuvre de Robert Strangew. Leipzig 1848. 62 Blatt.