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Siebentes
Buch.
Fünfter Abfchnitt.
die Göttinger Tafchenkalender von 1792 und 1793 661 und 686). Zu
Satiren, Chodowieckfs beften fatirifchen Sittenpredigten gehören Darftellungen wie bdel"
Lebenslauf einer Buhlfchwefterr (1771; E. 82), die 12 Blätter wLeben eines
Lüderlichenct zum Berliner genealogifchen Kalender von 1774 (E. 90), das
wlVlaskenrechte (E. 121), die 12 Blätter ßmoralifchen und fatirifchen Inhaltsr
für den Lauenburger Kalender von 1779 (E. 231 und 269), die 24 Blätter
matürlicher und affectirter Handlungenr für den Göttinger Kalender von 1779
und 1780 (E. 256 und 319), die 12 Blätter vHeirathsanträgee (E. 345), die
12 Blätter wTodtentanzr (E. 662) u. f. w. Am meiften er felbfl; aber ifi Chodo-
wiecki doch, wenn er uns in ruhiger gemüthvoller Feinheit Vorgänge des
Bildniffe. häuslichen Lebens fchildert. Seine eigene vKinderftubet von 1764 (E. 24),
fein wFamiliengruppenblatta von 1771 (E. 7 5), feine beiden vLT-lombre-
Tifchee (E. 13 und 22), fein vDamenbefuch im Künftleratelierr (E. 14) gehören
zu feinen hübfcheflen und feinfühligiien Blättern. Ferner find feine lebendig
aufgefafsten zeitgenöfiifchen Bildniffe nicht zu vergeffen. Aufser denjenigen der
preufsifchen Königsfamilie und feiner eigenen Angehörigen, die er fehr oft wieder-
holt hat, feien diejenigen Bafed0w's (E. 105), der Maler Dietrich (E. 118), Graff
(E. 742) und Weitfch 181), der Dichter Gellert (E. 163), Goethe (E. 166) und
kägyfg Hölty 197b, 2041)) hervorgehoben. Endlich giebt es auch einige Land-
fchaften und fiädtifche Veduten feiner Hand (E29, 30, 39, 83, 119, 606, 786)._
Natürlich fmd alle diefe Blätter nur ein winziger Bruchtheil feines Gefammt-
Werkes, welches nach Engelmann 2075 Darfiellungen auf 978 Platten umfafstÄ
Handzeichnungen feiner Hand haben {ich ebenfalls in beträchtlicher An-
zahl erhalten. Am köftlichfien find die der Berliner Akademie gehörigen 108
ngfäfgfg Tagebuchblätter von feiner 1773 unternommenen wReife nach Danziga. Hätte
Chodowiecki nichts weiter hinterlaffen, als diefe Zeichnungen, fo würde er doch
der bedeutendfie deutfche Sittenfchilderer des 18. Jahrhunderts fein (Fig. 676):
fo frifch, fo unmittelbar, fo lebendig find hier alle Erlebniffe des Künfilers
Hebgilqrche erfafst und wiedergegeben. Eine intereffante Sammlung feiner Handzeichnungen
Sammlung- befitzt auch Herr C. D. Hebich in Hamburg.
06:12:21 d: Oelgemälde Chodowieckfs fmd ziemlich felten geworden. Doch befitzt das
i" Berlin, Berliner Mufeum zwei Bildniffe feiner Hand und feine Bildchen wBlindekuhr
iILII-äiüig und rHahnenfchlaga von 1768, {ieht man im Leipziger Mufeum feine charakte-
riitifche vGefellfchaft im Thiergarten zu Berline und kamen auch auf der Ber-
liner Jubiläumsausftellung 1886 einige Bilder feiner Hand zum Vorfchein.
Farbenfrifche und Reiz der malerifchen Technik kann man ihnen nicht nach-
rühmen. Aber ein Stück von Chodowieckfs Wahrheitsliebe und Beobachtungs-
fchärfe fpricht fich auch in ihnen aus.
wsüiläligfgg Alles in Allem hat Chodowiecki uns ein fo treues Spiegelbild des preufsi-
vgliglfig; fchen Volkes feiner Zeit hinterlaffen, dafs er uns, auch wenn er uns als Künfiler
weniger feffelte, als er es thut, doch vom fittengefchichtlichet! Standpunkte aus
auf s Lebhaftefie anziehen müfste.
Eine Chodowiecki voll entgegengefetzte Natur war wieder Anton Raphael
I) Herausgegeben
Künfilermappe. (1
Berlin
18852
Blatt ,
unter
dem
Titel
n AUS
Daniel
Chodowieckfs