Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Buch. 
Siebentes 
Fünfter Abfchnitt. 
in Dresden. Die Dresdener Galerie be{itzt acht von Denner gemalte Bildnifse mit Jahres- 
i-Qhäfääf" zahlen von 1719-1737. Ihrer fechs {ieht man im Braunfchweigifchen Mufeum, 
i" Säfrgeß" ihrer fünf in der Ermitage zu St. Petersburg, ihrer zwei im Berliner, im Stockholmer 
 f- W- Mufeum, in der Münchener Pinakothek und in der Gothaer Galerie, je eins z. B. 
in der Kopenhagener Galerie und im germanifchen Mufeum zu Nürnberg. Denner 
gehört, wie man fleht, wenigiiens zu den wenigen deutfchen Malern feiner Zeit, 
deren Bilder nicht nur in der Heimath, fondern auch im Auslande begehrt 
wurden. 
J'1P,;iäLfx' Ein Altersgenoffe Dennefs war der Landfchaftsmaler Yolz. Alexander T lzieie, 
SfJTdIj-Zäf" welcher am 26. März 1685 zu Erfurt geboren wurde, urfprünglich im Kriegs- 
äägßläil: dienfte {tand und Dilettant in der Kunft war, {ich aber durch Copiren von 
dmgsgimg- Landfchaften C. L. Agricolas (oben S. 884) bildete und flch dann in Dresden 
unter Manyokfs (oben S. 1007) Leitung zu einem tüchtigen KünPcler entwickelte, 
1747 fachiifcher Hofmaler wurde und am 22. Mai 1752 zu Dresden ftarb. 
Steäjifgals Ich. Alexander Thiele ift der ältefte deutfche Vertreter jener dem achtzehnten 
Prgläffrfenjahrhundert eigenthümlichen, als ßProfpektenmalereix oder wAnfichtenmalereiß be- 
zeichneten Unterart der Landfchaftsmalerei, welche {ich an bePtimmte, in der 
Regel belebte und bebaute, oft fogar {tädtifche Gegenden hält, die fie fo getreu 
wiederzugeben fucht, wie es das künftlerifche Abrundungsbedürfnifs geftattet. 
Ihr noch etwas nüchtern italifirter niederländifcher Hauptmeifter, Kafpar Van 
Wim! (Vanvitelli), den wir bereits (oben S. 916) kennen gelernt haben, war 
fchon 1647 geboren. Ihre malerifcher empfindenden italienifchen Hauptvertreter 
waren, wie wir gefehen haben, die beiden Canaletti (oben S. 929-930), deren 
ältefter zwölf Jahre jünger war als Thiele; ihr franzöfifcher Jünger, jofeph Vernet 
(oben S. 982), war fogar erft 1714 geboren. Thiele nimmt in diefer Reihe alfo eine 
bedeutendere und felbftändigere Stellung ein, als ihm in der Regel eingeräumt 
 wird. Seine vProfpektea {ind bei aller Naturtreue oft von grofsem landfchaftlichem 
 Reize in der Auffaffung und von frifchem malerifchen Gefühle in der Durchfüh- 
 rung, wenn auch von einer gewiffen decorativen Breite im Vortrag und einer, oft 
freilich durch Nachdunkelung entüandenen Schwere der Färbung. Gernalt hat 
er hauptfächlich fachfifche, doch auch einige thüringifche und mecklenburgifche 
 Gegenden, die ersteren im Auftrage der fächflfchen Kurfürften-Könige, die 
letzteren im Auftrag des fchon genannten Herzogs Chriftian Ludwig von 
Mecklenburg-Schwerin, mit dem er feit 1738 im Briefwechfel itand und 1749 
einen Vertrag über achtundzwanzig mecklenburgifche Anflchten fchlofs, die 
bis Ostern 1754 vollendet werden folltenl). Sie wurden nicht fertig, da der 
Seig:  Meiiter 1752 Pcarb. Dementfprechend kommen feine einzelnen Bilder in Galerien, 
 wie denjenigen zu Gotha, Weimar, Hamburg, nur wenig in Betracht neben 
bigondgr; denjenigen im königl. fächiifchen und im grofsherzogl. mecklenburgifchen Befitze. 
DÄÄÄÄL Die Dresdener Landfchaften befanden {ich z. B. 1834 theilweife im Refidenz- 
fchloffe, theilweife mit den Bildern der Canaletti vereinigt in einer befonderen 
Ausitellung auf der Brühlfchen Terraffel). Später, bis 1870, befanden {ich ihrer 
48 in der Gemäldegalerie. Dann wurden {ie alle in's Refidenzfchlofs zurück- 
x) F. Sclzlie im grofsen Schweriner Katalog 1882, S. 625. 
2) Befcbreibung der neu errichteten Sammlung vaterländifcher 
Canaletto. Dresden 1834. 
Profpekte 
Alexander Thiele
	        
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