Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

NIalerei des 
deutfche 
Jahrhunderts. 
Ueberblick. 
1017 
18. Jahrhunderts in Schleifsheim und hatte keinen Eintlufs auf das Münchener 
Kunftleben. Erlt 1799 wurde mit der Ueberführung der Zweibrückener Samm- 
lung von Mannheim nach München wder Anfang der Concentration aller wittels- 
bachifchen Galerien nach München gemachtr i). Als Münchener Maler des  
18. Jahrhunderts fmd z. B. die Galeriedirectoren Yacob Domer (1741-1813), hlfrldijfsr: 
der Vater, und 901mm: Yacolr Dorner, der Sohn (1775_1g52) zu nennel, lilsäner. 
Der erftere malte viele kleine charakterlofe Bilder jeden denkbaren Inhalts, Dvimer-i 
wie fie {ich in den bayrifchen Sammlungen zweiter Klaffe zu Augsburg, 
Schleifsheim und Speier erhalten haben. Der letztere wurde, wie feine Bilder 
in der neuen Pinakothek zu München beweifen, ein tüchtiger Landfchafter der 
flilvollen Richtung, gehört aber im Wefentlichen bereits dem 19. Jahrhundert 
an; und dasfelbe gilt von feinem Freunde Illax Sfof. Wage1z6aur(1774-1829), lll-Jgxigen- 
deffen Landfchaften und Viehftücke, obgleich fie bei klarem, kräftigem Farben-  
tone recht hart in der auf alles Einzelne eingehenden Zeichnung erfcheinen, 
doch als tüchtige Leiftungen der Uebergangszeit vom 18. in's 19. Jahrhundert 
zu nennen find. Bilder feiner Hand fleht man in faft allen bayrifchen Samm- 
lungen, aber auch in der Akademiefammlung zu Wien und in der National- 
galerie zu Berlin.  Eine ähnliche kunftgefchichtliche Stellung, wie er, nehmen 
auch die Mitglieder der deutfchen, der gleichnamigen holländifchen (oben 
S. 1002) verwandten Künfllerfamilie Kobell ein, welche von Mannheim ftammten, 
wo fie f1ch der Gunfi des Kurfürflen Karl Theodor, der hier eine bedeu- 
tende Galerie befafs, zu erfreuen hatten. Sie fiedelten jedoch noch vor der 
Mannheimer Galerie, welche nach Karl Theodor's Tode (1799) ebenfalls an 
Bayern fiel, nach München über. Ihr Stammvater ift Ferd. Kobell (1740-1799), FeriKobelL 
der 1793 nach München zog. Er malte und radirte Landfchaften und Thier- 
flücke. Seine Gemälde lind ziemlich reizlos. Man fleht fie in den bayrifchen- 
Sammlungen, befonders zahlreich in der Augsburger Galerie, aber auch in den 
Galerien von Darmfiadt, Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim, Mainz und der Wiener 
Akademie. Seine Radirungen 1) dagegen zeichnen flch durch einfache tüchtige 
Behandlung fchlichter, ftimmungsvoller Stoffe aus.  Sein Bruder Franz Kabel!  
(1749-1822), der 1785 nach München kam, ift faft ausfchliefslich als Radirer 
bekannt.  Berühmter ift Ferdinands Sohn Wilhelm von Kobell, der 1766 zu vonwlälrgelh 
Mannheim geboren war, {ich hauptfächlich durch Copiren WouwermanTcher 
Bilder in den Galerien zu Mannheim und Düffeldorf bildete und mit feinem 
Vater nach München kam, wo er 1808 Akademieprofeffor wurde und erft 
1855 ftarb. Eine Folge von Schlachtenbildern malte er für den Banketfaal 
des FePcfaalbaues der Münchener Refldenz. Einzelbilder feiner Hand, theils 
Schlachtenbilder, theils Viehfiücke, fleht man, aufser in den bayrifchen Samm- 
lungen, in den Galerien zu Caffel, Weimar, Darmftadt, Donauefchingen, Wies- 
baden und Frankfurt a. M. Er hat auch eine Anzahl von Blättern radirt und 
in Aquatinta-Manier gearbeitet Befonders gefchätzt flnd diejenigen der letzteren 
1) F. Kieler: Einleitung in den Katalog der Gemälde-Sammlung der Kgl. älteren Pinakothek. 
München 1884. S. XIII. 
2) E. de Stengelr Catalogue raisonne des estampes de F. Kobell, Nuremberg 1822.  
Fr, lfuglzr: Sammlung von Landfchaften, in Kupfer radirt von F. Kobell. 178 Platten auf 80 Bogen. 
 Im Ganzen zählt man an 300 Blätter des Meifters. 
3) Andrefen: Die deutfchen Maler-Radirer des 19. Jahrh. 1866-1874. S, 114-163.  124 Blatt. 
	        
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