Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

FÜNFTER 
ABSCHNITT. 
Die 
deutsche 
Malerei 
des 
Jahrhunderts. 
{Xllge- ' s würde uns viel zu weit führen, an diefer Stelle auch nur einen 
niliiäingeeri. allgemeinen Abrifs der Gefchichte des deutfchen Geifieslebens des 
5- 18. Jahrhunderts geben zu wollen. Bei dem deutfchen Lefer darf die 
Kenntnifs derfelben vorausgefetzt werden. Es fei nur kurz daran erinnert, dafs 
Deutfchland {ich in der erfien Hälfte diefes Zeitraums, während welcher es 
unter den gleichen Bedingungen weiterfiechte, wie in der zweiten Hälfte des 
17. Jahrhunderts, immer noch nicht von der geiftigen Lähmung erholt hatte, 
in welche es durch die Schrecken des dreifsigjährigen Krieges verfetzt worden 
äätltficgir war, dafs es aber, nachdem es im Stillen feine Kräfte gefammelt, in der 
2- Hälfte zweiten Hälfte des Jahrhunderts, die auch hier eine Zeit völliger Umkehr war, 
diisuiiiiliiiiir- plötzlich feine geifiigen Schwingen wieder fo mächtig entfaltete, dafs es jetzt 
feinerfeits allmählich anfing, die Nachbarvölker mit {ich emporzuziehen in die 
Reiche der ftrengen Forfchung, des reinen Gedankens, der lauteren Dichtkunft 
und der höchften Mulik. Es genügt, {ich zu vergegenwärtigen, dafs es das 
Bßumsmen- Zeitalter Baumgarten's (1714-1767), des Einführers des Begriffs der 
wrirfacäfl" vACflhCtikr in die Wiffenfchaft, Winckelmann's (1717-1768), des Neu- 
 Kant. begründers der klaffifchen Alterthumskunde, Kant's (1724-1804), des Ent- 
deckers der Grenzen der menfchlichen Erkenntnifs, dafs es das Zeitalter 
      
P1221? unferer unfterblichen Tondichter, denen Bach (1685-1750) und Händel 
Händel (1685-1759), die einzigen wahrhaft grofsen Deutfchen der erften Hälfte des 
Lefiing. Jahrhunderts, die Wege gewiefen hatten, dafs es das Zeitalter Leffing's 
Klgfeifjrfä: (1729- 1781), Klopftoclds (1724-1803), Wieland's (1733- 1813), 
gggäfgHerdens (1744-1803) und felbft noch Goethe's (1749-1832) und 
Schiller. Schillers (1759-1805) war. 
Einige diefer geiftigen Gröfsen lebten freilich noch ziemlich tief in's 
19. Jahrhundert hinein oder übten doch erPt in diefem ihre volle Wirkung aus; 
und dementfprechend entfalteten gerade die bildenden Künfie Deutfchlands {ich 
erft im Uebergange zum gegenwärtigen Jahrhundert und in diefem felbü zu 
einer Blüthe, welche jener geiftigen Bewegung entfprach, ein Entwickelungs- 
gang, den wir in ähnlicher Weife bei den meiften Völkern und in den meiften 
Zeiten feit dem griechifchen Alterthum verfolgen konnten. Wir dürfen daher 
von vornherein nicht erwarten, fchon im 18. Jahrhundert, mit dem allein wir
	        
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