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Buch.
Siebentes
Vierter Abfchnitt.
Die Antwerpener Grofsmaler hielten fich anfangs noch mehr oder
weniger an die Darftellungsweife der Rubens-Schule, die fie jedoch immer mehr
verwäfferten und mit franzöfifch-akademifchen Erinnerungen verzückerten.
W-I-KerriCx-hieifter diefer Art waren PViZZem [grzatizzs Kerricx (1682-1745), von deffen
Hand das Antwerpener Mufeum aufser den beiden kräftig bewegten Riefen-
bildern aus der Abtei Tangerloo noch eine Daritellung des heil. Lucas, dem
die Madonna erfcheint, befitzt, Zeger Yacob zum Helmozzt (168 3-1726), deffen
recht akademifch empfundenen Bilder man, abgefehen von der grofsen, mit
feinem Namen bezeichneten vKreuzigunga des Genter Mufeums, in den Kirchen
djaggjg Brüffels, wohin er überfiedelte, auffuchen mufs, und Yacab [gnczfzius de Roore
(1686-1747), ein Schüler K. van Opftals (oben S. 484), deffen theatralifch
gehaltener rSklavenaufkauf durch MlfflOIläfCK von 1709 in der St. jakobskirche
zu Antwerpen hängt, während die drei grofsen allegorifchen Deckengemälde
im Gemeinderathsfaal des Rathhaufes diefer Stadt als feine Hauptwerke gelten.
Sei); elf 154 Eine etwas andere Richtung verfolgte Martinas Fofeplz Geerzzerts (1707-1791),
der fich im Anfchlufs an den allerdings auch in Antwerpen gebildeten
berühmten Holländer Jacob de Wit auf die Nachahmung von Reliefdarftellungen
durch grau in grau gemalte Bilder verlegte. Fünf feiner Darftellungen diefer
Art fieht man in der Galerie Liechtenftein zu Wien. Der Hauptmanieriit
der Antwerpener Schule aber war der farbenblaffe, glatte Baltlzazar Befclzey
(1708-1776), deffen Bilder aus der Gefchichte _)ofeph's man im Antwerpener
jamBefchey. Mufeum ftudiren kann, während fein Bruder Yzzcob Befclzey (1710-1786) mit
bezeichneten kleinen religiöfen Bildern im Schweriner und im Darmftädter
Mufeum vertreten ift. Dann folgte fchon der belgifche Klafi-icift Amireas Cor-
Andi-engf""' lzelis Lms (1739-4822), welcher in Rom im Kreife Winckelmamfs und Raphael
Mengs einen wahren Fanatismus für's Antikifiren eingefogen hatte und die
belgifche Kunft mit allen Kräften des letzten Reftes ihrer volksthümlich-vlämi-
fchen Eigenart zu berauben fuchte. Doch vermochte er feiner Ueberzeugung
nicht entfernt einen gleich kräftigen künftlerifchen Ausdruck zu verleihen, wie
fein jüngerer franzöfifcher Zeitgenoffe Jacques-Louis David. Das Antwerpener
Mufeum "befitzt drei Bilder feiner Hand. Für fein bePtes Bild gilt vdie Ver-
kündigungr in der Michaeliskirche zu Gent. Am meiften feiner Eigenart ent-
fprechen feine Bilder aus dem klaffifchen Alterthume, wie feine vAriadnea und
fein vBacchusfeftr im Brüffeler Mufeum. Unbekümmert um feinen fünf Jahre
HZr-eghs älteren Landsmann fuchte Willem fac. Herreylzs (1743-1827) den Ueber-
lieferungen der alten vlämifchen Schule wieder aufzuhelfen. Seine Bilder
bewahren noch etwas von RubensTchem LinienHufs und Farbenglanz. Im
Antwerpener Mufeum fleht man eine grofse rKreuzigung Chriftia und einige
Bildniffe feiner Hand, im Brüffeler Mufeum feine befonders hervorragende
vAnbetung der Königea. Eins feiner letzten Bilder er zog fich früh von
der Ausübung feiner Kunft zurück ift vChriftus mit feinen Jüngern in
Emmausa von 1808 in der Kathedrale zu Antwerpen. Auf die Dauer ver-
mochte die nationale Richtung der herrfchenden klafiiciftifchen Strömung doch
lfäffhärfeia- nicht zu widerftehen. Mit Mattlzzjk jgruatius van Bräe (1773-1839), der ein
Schüler des Vien-Schülers F rangois-Andre Vincent (oben S. 960) in Paris war,
lenkte auch die Antwerpener KunPc wieder in das Fahrwaffer der Modefchulen