Die franzöüfche Malerei des
Jahrhunderts.
übrigen
Meifler.
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liefs. Auch die Staffage fpielt eine wichtige Rolle in feinen Bildern. Nicht
nur Gebäude und Ruinen, fondern auch Volksgruppen jeder Art hatte er in
der Umgegend Roms ftudirt; und gefchickt und verfchwenderifch wufste er
feine Studien diefer Art zur idyllifchen, epifchen oder gar dramatifchen Belebung
feiner Bilder zu verwerthen. Etwas leer in der Pinfelführung, etwas bunt in
der Färbung, etwas conventionell in der Gefammthaltung kommen diefe uns
heute trotz alledem vor. Aber Jofeph Vernet war alles in allem genommen Beüsefffein
der beliebtefte und berühmtefie Landfchaftsmaler des vorigen Jahrhunderts.
Fruchtbar, wie er war, "malte er für die Liebhaber ganz Europas, und nicht
weniger als fünfzig verfchiedene Stecher arbeiteten an der Verewigung feiner
Bilder. Bei einzelnen von ihnen zu verweilen, verlohnt {ich für uns jedoch Seine Bilder
kaum noch. Im Louvre zu Paris fleht man, aufser feinen I5 grofsen Dar- im Louvre,
ftellungen franzöfifcher Hafenfiädte (1754-1765), noch 29 Landfchaften jeder
Art von feiner Hand. Aehnliche Bilder Jos. Vernet's fehlen aber auch in kaum
einem der franzoflfchen Provinzialmufeen. In Rom ift er in der Galerie Corfini in Rom,
und in der Accademia di San Luca, in Florenz in den Ufüzien vertreten. Von in Flmn,
den' öffentlichen Sammlungen des Fefllandes belitzen z. B. noch diejenigen zu n w'
Berlin, München, Wien, Karlsruhe, Madrid, St. Petersburg und Stockholm
Bilder feiner Hand. Befonders reichlich ift er in der Galerie Harrach zu Wien
vertreten. In England kann man ihn in der National Gallery zu London und
im Dulwich College, aber auch in vielen der grofsen Privatfammlungen kennen
lernen.
Von feinen Schülern iPt Lacrozkr z. B. in den Mufeen zu Lille, Dijon und Lacroix.
Touloufe, fean-Antoine Volaire aber, deffen Befonderheit ßVefuvausbrüchee vo1a;,e_
waren, in den Mufeen zu Compiegne, Narbonne, Nantes und Hävre, in der
Akademiefammlung zu Wien und in Ince Hall bei Liverpool vertreten. Die
Lebensumftände diefer Künftler, von denen fich befonders der letztere einer
unglaublichen Aeufserlichkeit hingiebt, find nicht bekannt.
Länger als durch feine eigenen Werke und als in feinen Schülern aber
lebt Jofeph Vernet in feinen Nachkommen fort. Schon fein Sohn Carle Vernet CarleVernet.
(Antoine-Charles-Horace), der 1758 in Bordeaux geboren wurde und 1835 in
Paris Ptarb, wurde, nachdem er während der letzten Jahrzehnte des I8. Jahr-
hunderts mannichfache Wandlungen durchgemacht, einer der grofsen franzöfi-
fchen Schlachtenmaler der Napoleonifchen Zeit, einer der beliebtefien Jagd-,
Thier-, Landfchafts- und Sittenmaler der Reftauration, vor allen Dingen auch
ein geiflreicher Satiriker in leicht karikirenden Federzeichnungen. Carle's Sohn,
Jofeph's Enkel Harace Vernet (1789- 1863) aber wurde der berühmte
Schlachten- und Sittenmaler der Neuzeit, welcher zu den Leuchten der fran-
zöfifchen Kunft der erflen Hälfte des 19. Jahrhunderts gezählt wird. Auf beide
können wir im Rahmen diefes Buches nicht mehr eingehen.
Von den franzöfxfchen Schlachtenmalern des I8. Jahrhunderts fchloffen Franzöflfche
Y. B.Marz'z'1z (1659-1735) und fein Vetter Pierre Denis Martin (Lebensdaten
unbekannt) fich noch eng an ihren Lehrer A. F. van der Meulen (oben S. 376)
an. Beide waren zugleich Anfichten-Maler. Ihre Werke trifft man im Louvre
und im Invalidenhötel zu Paris, in den Schlöffern zu Verfailles und Chantilly
und in einigen franzöfifchen Provinzialgalerien.