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Siebentes
Buch.
Dritter Abfchnitt.
War La Tour der eigentliche franzöfifche Paftellmaler des I8. Jahrhunderts,
Jeäfizfäirfifne fo genofs fein Nebenbuhler Yezzu-Efzknne Lzbtard, der Schweizer von Geburt
Sein Leben. War, aber als Schüler Maffe's und Le Moine's (oben S. 952) in Paris zur fran-
zöfifchen Schule gerechnet werden mufs, eines Weltruhms, den er fich, indem
er abwechfelnd in allen Hauptftädten Europas malte, überall felbft durch red-
liche Arbeit begründete. Geboren war er am 22. Dec. 1702 zu Genf ;
geftorben ift er ebendort am 12.]an. 1789. Aufser in Genf arbeitete er z. B.
in Paris, Rom, Venedig, Neapel, Konftantinopel, Wien, London und Amfterdam.
In Konftantinopel hatte er {ich zum Entfetzen feiner glattrafirten Wefteuropäi-
fchen Zeitgenoffen die Vollbart-Tracht angewöhnt. Er liefs {ich feit der Zeit
ßle peintre turca nennen. So zeigt ihn fein Selbftbildnifs in der Dresdener
Galerie. Erft als er {ich um 1756 in Amfterdam verheiratete, rafirte er {ich
wieder. In Paris bemühte er fich vergebens, in die Akademie aufgenommen
zu werden 1). Die Akademie hatte den allgemeinen Befchlufs gefafst, nach La
Seifeilfefnß" Tour keine Paüellmaler mehr aufzunehmen. Liotard ift ein liebenswürdiger,
frifcher Meifter. Seine Behandlung {ieht zwifchen der fefien, gediegenen
Stofflichkeit La Tour's und der baufchigen, weichen Gefälligkeit der Rofalba
Seine Werke in der Mitte. Weltberühmt ift vor allen Dingen fein iiufserft fauber, zart und
frifch durchgeführtes, fittenbildlich aufgefafstes vWiener Chokoladenmädchem
in Dresden. (Fig. 663) in der Dresdener Galerie, in welcher er im Ganzen mit vier Paftellen
vertreten ift. Einige Bildniffe feiner Hand {ieht man auch in den öffentlichen
{EIÄZÄIQQ Sammlungen zu Braunfchweig, Gotha und Weimar. Keine öffentliche Samm-
W332i: lung aber befitzt fo viele Paftelle feiner Hand, wie das Amfterdamer Reichs-
Amfmdim" mufeum, in dem man ihrer 24 zählt. Uebrigens malte er nicht nur mit PaPcell-
ftiften, fondern auch in Email und in anderen Techniken. Die kaif. Galerie zu
Wisn- Wien befitzt eine auf Porzellan gemalte walte Fraua feiner Hand.
Den Uebergang in's 19. Jahrhundert machte in diefer Reihe eine ihrer
Lfläfjg"ggä_ Zeit berühmte Küniilerin mit, Madame EZzfaöetlz-Lozzzfe Le Brun, geborene
Vigäe- WLgäeY), geboren zu Paris am 16. April 1755, geftorben dafelbft am 30. März
151-6118114842. Ihr Lehrer, Briard, ift ein dunkler Künftler. Sie erfreute {ich des
Rathes Doyen's, Greuze's und Jof. Vernet's, der fie auf die Natur hinwies. Ihr
3.11.1115... Gatte war Kunfthändler. Ihre Bildniffe in Oel und Pafiell fanden rafch Beifall
und Abfatz. Die Akademie öffnete ihr 1783 ihre Pforten. Ihr Receptionsbild,
xder Friede, den Ueberfiufs zurückführende, befindet fich im Louvre. Die
Revolution vertrieb Madame Le Brun aus Paris. Sie befuchte nun faft alle
europäifchen Hauptftädte und malte überall die gekrönten Häupter, die Schön-
heiten des Tages und die berühmten Männer. Erlt 1801 kehrte {ie nach
Frankreich zurück. Dem Auge der Nachwelt erfcheint ihre Auffaffung etwas
äufserlich und oberflächlich, ihre Malweife etwas leer und dünn; aber leicht
und gefällig waren beide; und daher gefielen ihre Bilder ihren Zeitgenoffen.
We?äni,l"e' Am bePcen lernt man fie im Louvre und in Verfailles kennen. Berühmt ift
in Verfailles. z. B. ihr Bildnifs der Königin Marie-Antoinette in Verfailles, fehr hübfch {ind
i; hiätää: ihre Selbftbildniffe mit ihrer Tochter im Louvre. Auch in der Madrider und
Vgl. Mariette a.
-372.
Selbftbiographie.
Waljäül! ,
Anecdotes
Painting
1872,
Mad,
Leärun
ma vie.
Souvenirs
Paris
1335-