Die franzöflfche Malerei des
Jahrhunderts.
Die übrigen
Meifter.
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Ein ausgezeichneter Bildnifsmaler war auch Louis Tacquä, der am 19. Nov. L. Tocque.
1696 in Paris geboren wurde und am I0. Febr. 1772 dafelbfl fiarb. Seine
Bildniffe königlicher Familienglieder {tattete er, um grofse Gemälde aus ihnen
zu machen, noch nach Rigauds Art reich und baufchig aus. Seine bürger-
lichen Bildniffe aber zeichnen {ich durch die einfache, überzeugende Wahrheit
ihrer Auffaffung und die gediegene Sorgfalt ihrer Pinfelführung aus. Bildniffe
Tocquäs fleht man z. B. im Louvre und in der Ecole des Beaux Arts zu Paris,
im Schloffe zu Verfailles und im Mufeum zu Marfeille.
Die eigenartigften Bildnifsmaler des I8. Jahrhunderts waren die Paftell- bläfjitääj
maler. Der Ton der durch bunte Kreideftifte gemifchten Farbe entfprach fo malen
ganz der Schminke- und Puder-Stimmung der lebenden Originale! Die leichte,
angenehme Behandlungsart entfprach der Leichtigkeit und Anmuth des Ein-
drucks, welcher erzielt werden follte. Die Erfolge, welche die italienifche
Künfilerin Rofalba Carriera (oben S. 927) in der neu ausgebildeten Technik
errungen, liefsen die franzöfifchen Künftler der Zeit nicht ruhen. Viele von
ihnen haben einige Paftellbildniffe gemalt. Zwei Künfiler aber, die ihren Haupt-
ruhm der Paftellmalerei verdankten, De la Tour und Liotard, müffen befonders
hervorgehoben werden.
Maurice Quentiu de la Taur 1) ifl am 5. Sept. 1704 zu St. Quentin Ähgduff 1a
geboren, am 18. Febr. 1788 ebendort geftorben. Seine Entwicklungsgefchichte
iPc nicht völlig aufgeklärt. In Paris tauchte er auf, als gerade die .Rofalba
dort mit ihren Paftellen einen durchfchlagenden Erfolg errungen hatte. Auch
er fing an, flüchtige Paftelle zu malen. Louis Boulogne d. (oben S. 372) Sein Leben-
foll auf ihn aufmerkfam geworden fein und ihn vermocht haben, {ich noch
zwei Jahre gründlichen Zeichenfludien hinzugeben, ehe er Wieder an die Oeffent-
lichkeit träte. La Tour folgte dem Rath; und als er wieder zum Vorfchein
kam, hatte die Paftellmalerei f1ch unter feinen Händen aus der weichen, duftigen
Frauenkunfi in eine männliche, kräftige Kunft verwandelt, welche der Natur
in alle ihre Schlupfwinkel folgte, das Fleifch wie die Stoffe gleich wahr und
lebendig wiedergab, vor allen Dingen aber die dargefiellten Perfönlichkeiten in
dem Kern ihres Wefens erfafste. Rafch wurde der Meifter jetzt berühmt und
reich; 1738 wurde er agree, 1746 ordentliches Mitglied der Akademie. 1784
zog er {ich in feine Vaterftadt zurück, die er mit wohlthätigen Stiftungen
überhäufte. La Tour hat das ganze Paris feiner Zeit gemalt, vom König, der
Königin und der Pompadour bis zu den Schaufpielern, den wohlhabenden
Bürgern, den Abbes und den Malern. Die gröfste Sammlung feiner Paftelle Piägäe
(an 80 Nummern) befitzt das Mufeum feiner Vaterftadt St. Quentin. Seine St dann
bedeutendfien Paftelle, unter ihnen das berühmte Bildnifs der Pompadour,
befitzt die Paftellfamrnlung des Louvre (I2 Nummern). Vorzügliche Beifpiele im Louvre,
feiner Kunft befxtzt die Dresdener Galerie in ihren Bildern der Maria Iofepha, in Dresden,
Dauphine von Frankreich, und des Grafen Moritz von Sachfen, Marfchalls von
Frankreich. Stark ifl er natürlich noch im franzöfifchen Privatbefitze laäfxt-
vertreten.
E. (Y
inädite de
1) Duplaquet: Eloge hißorique de M. Q. de 1a Tour. Saint-Quentin et Paris 1788.
de Gourourt a. a. O. p. 217-288. 7. Guzßrey et M. Tourneux: Correspondance
Q. de 1a Tour. Paris 1885. Cluzngbßeury: La Tour. Paris 1886.
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