Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Buch  
Siebentes 
Dritter Abfchnitt. 
Ermitage,  im Stockholmer Mufeum noch Xdle Morgentoilettec (Fig. 659), v die 
Stickerina und vdie Dame mit dem Bucha (wLes amusements de 1a vie priveerr). 
Ferner {ind zu nennen wLa pourvoyeusea im Louvre (Fig. 660), ein ähnliches Bild 
in München, im kaiferlichen Beütze zu Berlin, vdie Köchim in der Münchener Pinakothek 
bigäßiig" und die vfechs kleinen arbeitenden Mädchene im Dulwich College bei London. 
Cräägzgx-e Aehnliche Wege wie Chardin ging {ein Altersgeiio{{e Etzkvzzze Yeaurat 1) 
Jeaurar- (1699-1789)" obgleich er nicht durch's Stilleben, {ondern vom akademikhen 
Hiftorienbilde aus den Zugang zum Sittenbilde gefunden. Seine Sittenbilder, 
die {ich {alt nur in zeitgenöfüfchen Stichen erhalten haben, hatten {chärfere 
geüzllfchaftliche Spitzen und bewegten {ich auch in einem etwas höheren bürger- 
lichen Krei{e, als diejenigen Chardins, deren künillerißhe Reize {ie nicht 
erreichten. Man betrachte z. B. {eine wFemme enceinter in der Ermitage 
zu St. Petersburg, {eine ßjahrmarktsßener von 1748 im Leipziger Mufeum. 
Qgjraü Andere Wege ging J. F. de Troy's (oben S. 94 5) Schüler Arzt. de Fazimy 
oder Fzzuray (1706 bis nach 1789), der {ich in Malta niederließ und auch eine 
Reife nach Konftantinopel machte. Er malte vorzugsweife kleine Bilder aus 
dem maltefifchen und türki{chen Leben, wie {ie {ich z. B. im Louvre und im 
Mufeum 
Touloufe 
erhalten 
haben. 
Jean-Bapt. 
le Prince. 
Nic. Bern. 
Lepiciä. 
J. B. Grenze. 
Sein Leben. 
Auf Darftellungen aus dem Volksleben Rufslands, wo "er eine Zeitlang ver- 
weilte, verlegte fich dagegen ein echter Schüler Bouchefs, YeZzu-Baptyle [e Prinse 
(1733-1781). Ein "Wachtflubenbildr feiner Hand ficht man im Louvre, ein 
wgalantes Abenteuem von 1774 in der Pinakothek zu München. Seine Bedeutung 
liegt aber in feinen Radirungen und Aquatinta-Blätterxi, für deren Heriiellung 
er eine eigene Technik erfand. Sein Werk umfafst mehr als 160 Blatt 2). 
Ein Schüler Carle van Loo's (oben S 948) endlich foll ZVia-Bem. Lepiciä 
(1735-1784) gewefen fein, deffen künftlerifche Eigenart als Sittenmaler uns 
zu Greuze hinüberleitet, den wir, obgleich er der ältere ift, an den Schlufs diefer 
Reihe fetzen, weil er am längfteil in's Igjahrhundert hinein gelebt hat. Von Lepicie 
befitzt der Louvre feit 1870 eine kleine, recht gleichgültige Bauernhofdarftellung. 
Yzan-Zfaptzkte Grwseii) aber gehört zu den gefeiertfien franzöfifchen 
Künftlern des vorigen Jahrhunderts. Er wurde am 21. Aug. 1725 zu Tournus 
bei Mäcon geboren, empfing feinen Unterricht bei Ch. Grandon4) in Lyon, 
bildete flch dann felbftändig weiter, liefs fich in Paris, wo er noch die Akademie 
befuchte, nieder und erregte mit feinen 1755 ausgeftellten Bildern vder 
getäufchte Blinder und vder Familienvater, welcher aus der Bibel vorliefh, ein 
folches Auffehen, dafs er fofort die Aufnahmeberechtigung in die Akademie 
1) Das Ausführlichfie über ihn von C11. Blanc in der Histoire des Peintres. 
2) Oeuvre de  B. [e Prinre, peintre du Roy etc. Paris chez Bafan freres 1782. 
3) Mme, de Valori: Notice sur Grenze et sur ses ouvrages, vor dem Luflfpiel "Grenze ou 
Yaccordee de villageu. Paris 1813.  Ynlzn Smitlz, A Catalogue raisonne VIII (1837), p. 397-444. 
Suppl. (1842) p. 803-812.  A. j'ai: Dictiormaire critique a. a. O. p. 658-660.  E. Je 7. de 
Gancourt in L'Art du XVIII. siecle, ed. 1880, I, p. 289-360.  Doluuis Aufsatz in wKunfl. 
und Künflleru, Lief. 101. Dolnne fagt hier S, 8, Greuze's Taufname fei nicht Iean-Baptifie, fondern 
Jean gewefen. j'ai a. a. O. p. 658, welcher erzählt, dafs er die Taufurkunde vor {ich habe, bleibt 
aber dabei, dafs er Jean-Baptifte geheißen habe. 
4) Der nicht der Schwiegervater des Componiflen Gretry war, wie in der Regel behauptet wird. 
Vgl. 7a! a. a. O. p. 658; dazu p. 652-653.
	        
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