franzöfxfche
Die
Malerei
Jahrhunderts.
Sittenmaler.
franzößfchenß
Die
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aber auch noch äufserlicher, trockener, bunter und derber. Der deutfche Kaifer
befitzt, einfchliefslich der vierzehn netten kleinen Darftellungen, welche
Scarron's wRoman comiquea illuftriren, nicht weniger als 25 Bilder Pater's. Im
Louvre fleht man fein akademifches Receptionsbild, wein ländliches Fefts von
1728, dazu vier charakteriftifche Bilder feiner Hand in der Sammlung Lacaze.
Je zwei Gemälde feiner Hand befitzen die Dresdener Galerie und die Ermitage
zu St. Petersburg. Der Verfaffer hielt auch die vier Watteau zugefchriebenen
Bilder im Buckingham Palace zu London für Werke Patefs. 1m englifchen
Privatbefltze ift der" Meifter auch fonft vertreten.
Dafs auch Bouclzer bei Watteau's Bildern in die Schule ging und in einer
ganzen Reihe von mehr oder weniger fittenbildlichen Gemälden als ein kalter, Warrealfs-
düfterner, oberiiächlicher Nachahmer des liebenswürdigen Meifters von Valen-
ciennes erfcheint, wiffen wir bereits (oben S. 954). Bouchefs Nachfolger, die
wir dementfprechend oben noch nicht befprochen haben, gingen ganz zum
vGCUTCK über.
Hierher gehört zunächft einer von Bouchefs beiden Schwiegerföhnen,
Pierre Azztoine Baudozzin (I72_3_I769), ein echter Parifer, der, indem er auch Bigägn,
die ideale Sonntagswelt, in der Boucher f1ch doch noch vorzugsweife erging,
mit der alltäglichen vertaufchte, die Lüfternheit feines Meifters durch Schlüpfrig-
keit erfetzte. Von feinen Gemälden ift uns keines bekannt; doch ift er durch
die Stiche zeitgenöffifcher Stecher nach feinen pikanten kleinen Darftelluxlgen
bekannt genug 1).
Hierher gehört ferner vor allen Dingen Yean-Honor-ä Fragourzrdi), der am Frälä0?a'rd_
I7. April 1732 zu Graffe in der Provence geboren wurde und am 22. Aug.
1806 zu Paris Pcarb. Aufser Boucher, feinem Hauptlehrer, hatte vorübergehend
auch Chardin ihn beeinflufst. In der Akademie wurde er 1765 auf Grund
feines pathetifchen Hiftorienbildes vder Selbitmord des Corefuse als aufnahme- Sei" Leben-
berechtigt anerkannt. Die wirkliche Aufnahme verfchmähte er jedoch. Jenes
Hiitorienbild, welches fich jetzt im Louvre befindet, charakterifirt Fragonard bild.
ebenfoxrvenig wie feine flüchtige Landfchaft in derfelben Sammlung. Einiger-Latfäjgljaft
mafsen kennzeichnet ihn fein lebensgrofses Halbfigurenbild wdie Mufikftunde-x fßiläljlläleiüls-
im Louvre. Wirklich charakteriftifch iPc er in diefer Galerie aber erit vertreten, im Louvre.
feit ihr die Sammlung Lacaze zugefallen. Man braucht fich nur die Gegen-sflgfrällgäggr-
ftände der zehn Bilder Fragonards, welche die Salle Lacaze beherbergt, zu 221g"? der
vergegenwärtigen, um über das eigenfie Stoffgebiet des Meifters, welches das 485203335?
ideale, das paftorale und das alltägliche Sittenbild umfafste, vollftändig unter-
richtet zu fein. Diefe Gegenftände find: 1) vdie Schäferitundecc (Amoretten
zeigen einem unter Bäumen ruhenden Liebespaar ein Zifferblatt); 2) baclende
Frauen (Fig. 658); 3) eine fchlafende Nymphe; 4) wdäS aufgehobene Hemdr
(ein Liebesgott bei einer ruhenden Frau); 5) der junge Guitarrenfpieler;
6) lefende junge Frau; 7) wdie Eingebungx (ein Herr am Schreibtifch); S) eine
Phantafiegeftalt; 9) junge Frau mit ihrem Kinde; I0) Gewitterlandfchaft.
Alle diefe und ähnliche, manchmal gewagte, durch ihre frifche unbefangene
I) Em. Becher: Catalogue raisonnä etc. (
XVIII. siäcleu, II. Paris 1375.
2) E. (Y de Gwzwurl, L'art du XVIII.
Baudouin
gravures
frangaises
siäcle,
1882)