572
Buch,
Sechstes
Abtheilung.
Abfchnitt.
Zweiter
italienifche Natur und das italienifche Volksleben, von leuchtendem Sonnenlicht
Kunsffääß umfpielt, mit offenen Augen angefehen hatte und, was er gefehen, am liebften
zu prächtig mit Säulenruinen ausgeftatteten, reich mit farbig gekleideten
Figuren belebten füdlichen Campagna- oder Seehäfenbildern verarbeitete; nicht
ohne decorative Verfchönerungsverfuche in Formen und Farben, aber zugleich,
befonders im figürlichen Theil, nicht ohne gefunde und frifche Naturanfchauung
dazu immer breit und kräftig im Vortrag. Selten wählt er feine Stoffe aus
bibiäies der biblifchen Gefchichte, wie in der Darftellung der Begegnung Jacobs und
Dliiefldäfh Efaus in der Dresdener Galerie, felten aus der Dichtkunft, wie in feinem
5:112 ggf Erminiabilde des Berliner Mufeums; in der Regel vielmehr aus dem wirklichen
262312133": Volksleben feiner Zeit. Campagnabilder feiner Hand mit Ruinen, Hirten,
igigzibfljirg; Heerden und Hunden befitzen z. B. die Ermitage zu St. Petersburg, die Stutt-
Ägnzzrgglälßil: garter Galerie, das Schweriner Mufeum und die Galerien Liechtenftein und
lungßn- Czernin zu Wien; farbiges Volksleben unter italienifchen Prachtgebäuden Pcellen
5533231332; feine beiden bezeichneten Bilder der Münchener Pinakothek dar. Am liebften
i" ääfjsie" aber verlegte er feine Säulenruinen und Prachtbauten in die Nähe des bunt
Sammhmgem belebten Seefirandes; füdliche Seehäfen hat er am häufigften dargeftellt. Vor-
zügliche, zumeift durch feine Namensinfchrift beglaubigte Bilder diefer Art be-
fltzen das Antwerpener Mufeum, der Louvre zu Paris, die Ermitage und die
Akademiefammlung zu St. Petersburg, das Stockholmer Mufeum, die Karlsruher
Kunfthalle, die Akademie und die Galerie Liechtenfiein zu Wien, die Samm-
lungen im Stafford Houfe und im Hertford Houfe (Richard Wallace) zu London.
52,121; Den Uebergang zu nordifchen Stilleben und Hühnerhofdarftellungen bildet feine
"Ejfäüriftzff" bezeichnete Küchendarftellung mit dem Bauernmädchen im Schweriner Mufeum.
mgen- Natürlich gehören die Darftellungen diefer Art feiner fpäteren Utrechter Zeit
an, wie fein eigentliches Küchenitilleben mit der Katze im Schweriner Mufeum
denn auch die Jahreszahl 1652 trägt. Zwei Stilleben feiner Hand befitzt auch
die Galerie Liechtenftein zu Wien; und die Dresdener Galerie bewahrt fein
kräftiges, aufserordentlich wahr und frifch durchgeführtes Hühnerhofbild, welches
eine gehaubte Henne zeigt, die ein kleiner Hund anbellt.
Bei Bildern diefer Art erft verftehen wir, dafs fein Sohn Jan Weenix, der
berühmte Stillebenmaler, und fein Neffe Melchior d'Hondecoeter, der berühmte
Hühnerhofmaler, feine Schüler waren. Die verfchwägerten Familien Weenix und
HondecoeteH) nahmen eine Doppelfiellung zwifchen der Utrechter und der
Amfterdamer Schule ein. Wir werden Iie am beften gleich an diefer Stelle
befprechen.
Jan Wsenix- Zunächft alfo Giovanni Battifla Weenix' Sohn Ymz Weembc. Diefer war
1640 9) noch in Amfterdam geboren, folgte aber feinen Eltern nach Utrecht,
Sein Leben. wo er feines Vaters Schüler wurde. Von 1664-1668 finden wir ihn auch als
Mitglied der Utrechter Gilde verzeichnet 14). Dann fiedelte er nach Amfterdam
I) Vgl. Ho-zlärakzn ed. 1753 II. p. 77-82 und III p. 68-75.
2) Da diefes Datum urkundlich fefiüeht, mufs feine eigene Angabe, nach welcher er bei feiner
Verheirathung 1679 erfl 30 Jahre alt gewefen (Oud Holland IV p. 300), entweder auf einem Schreib-
fehler beruhen, oder der Meifter hat {ich (wie ßrediux annimmt) aus Anlafs feiner Verheirathung jünger
gemacht, als er war.
3) S, zllzzller, Schilders-Vereenigingen, p. 33.