Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Siebentes 
Buch. 
Dritter Abfchniü. 
{ie nicht, die kleinen Liebesgötter geleiten {ie ja. Sie werden das Wunderland 
der Göttin fchon erreichen.  Das Motiv hatte Watteau allerdings einer damals 
oft in Paris gegebenen Oper entlehnt, nur um fo beffer wurde es verflanden; 
ohne weiteres verfiandlich wird es aber heute, wie damals und wie zu allen 
Zeiten, für alle Befchauer fein, welche {ich durch die Kunfl befreien laffen 
wollen von der Erdenfchwere, loslöfen laffen wollen von der Scholle, an der 
{ie kleben, emporziehen laffen Wollen in das Reich der ewig jungen Phantafie. 
Einfgjfffung Watteau malte das Bild bald darauf noch einmal. Die Wiederholung, 
Ksrjflflvm welche eine etwas veränderte, firaffer zufammengefafste Anordnung, eine feflere, 
bämßläaiiger körperhaftere Pinfelführung und eine weniger leichte, weniger geiftvoll duftige 
Farbengebung zeigt, befindet {ich im Befitze des deutfchen Kaifers. 
Befondere Momente der fpäteren Schaffenszeit des Meifters bezeichnen 
3:;  nur noch die treffliche, charaktervolle, lebensgrofse Theatergefialt des vGillesr 
in der Sammlung Lacaze des Louvre, ein Bildnifs von fprechendfier Individua- 
lität und Lebendigkeit, und das grofse Gefchäftsfchild Gerfainfs, welches 
Watteau in feinem letzten Lebensjahre für den ihm befreundeten Kunfihändler 
Gerrgjjfche malte. Auf der einen Hälfte diefes Bildes, welche die Gerfainffche Verkaufs- 
 halle darflellt, packen drei Diener vor den Augen eines Herrn und einer Dame 
P1331313 Bilder in einen Koffer; auf der anderen Hälfte {ieht man eine Verkaufsfcene 
am Ladentifch. Beide Hälften bildeten urfprünglich eine einzige, über drei Meter 
breite Darftellung. Das leichtßüffig hingeftrichene Bild zeichnet {ich durch 
feine, helle Gewandfarben und ein zart behandeltes Binnenraum-Helldunkel aus. 
Es befindet fich ebenfalls im Befitze des deutfchen Kaifers. 
wäge? Sehen wir uns im übrigen nach erhaltenen Bildern aus der voll ent- 
Wlgzgtilfäi? wickelten Zeit Watteaus um, fo fei zunächfl erwähnt, dafs in Keines Befltze fo 
dälgäglsin viele Werke des Meiflers vereinigt find, wie in demjenigen des deutfchen Kaifers. 
Alle diefe Bilder  es- {ind ihrer neunzehn nachweisbar  hat Friedrich 
der Grofse erworben, welcher eine befondere Vorliebe für Watteau hatte. 
Aufser den bereits genannten feien von ihnen noch das anmuthige Kinderbild 
 wder Tanze, das weniger erfreuliche Theaterbild vles Comediens frangaisr und 
 das unfertige, aber fein duftige, wenn auch etwas verblafene Bild vGefellfchaft im 
Freiem hervorgehoben. _i Der zweite Hauptbefitzer WatteauTcher Bilder iPr, 
imlgiffsrye z" feit er durch die Sammlung Lacaze bereichert worden, der Louvre zu Paris. 
Von feinen Bildern fei aufser den fchon erwähnten noch die charakteriftifche 
aGefellfchaft im Parks genannt. 
Von den Werken Watteatfs in den übrigen öffentlichen Galerien Europas 
in Dresden, feien noch die beiden i)Gefellfchafts-Liebesfefte im Freiem in der Dresdener 
Galerie, die beiden wTheater-Liebesfeüe im Freienr und vdas Frühfiückr im 
imMffzüzfr Berliner Mufeum, wdas Menuettr in der Ermitage zu St. Petersburg, rdie Dorf. 
PeTerEä-urg, hochzeita im Madrider Mufeum, der berühmte vBallr im Dulwich College bei 
iliä-äläglriigih. London l), das hübfche Bild der Uffizien zu Florenz und die Bilder in den 
Sfljegvj franzöfifchen Provinzialmufeen von Angers, Nantes und Dijon erwähnt. Im 
Privatbefitze der ruffifchen Kaiferfamilie follen fich einige ausgezeichnete Gemälde 
des Meiliers befindeni). Im englifchen Privatbeiitze ift Watteau recht reichlich 
I) Vgl. 7. P. [ficlzterü und Yulm C. L. Sparkis 
2) Ganmurt, Catalogue de YVatteaxl, p. 179-181. 
Catalogue 
1880, 
133-
	        
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