960
Buch.
Siebentes
Dritter Abfchnitt.
Kunfifchule in Rom. Seinen noch unfertigen Klafficismus zeigt z. B. fein
Receptionsbild ßDädalus und Icarusr im Louvre, feinen gelegentlichen Realismus
fein wBei feiner Geige eingefchlafener Greisa von 1750 ebendort.
Eine ähnliche Richtung fchlug, freilich unter unmittelbarerer Anlehnung an
Peyron. Pouffin, als an die Natur und die Antike, Yearz-Franpozlr-Pierni Pzyrozz ein, der
1744 zu Aix geboren wurde, in Paris Lagreneds (oben S. 951) Schüler war,
fich dann gründlich in Rom umfah, 1781 nach Paris zurückkehrte, hier 1787
in die Akademie aufgenommen wurde und 1820 fiarb. Der Louvre zu Paris
befitzt einige charakteriftifche Bilder feiner Hand. David fagte felbfi, dafs
Peyron ihm die Augen geöffnet habe. Er verdankt ihm faft ebenfoviel wie
feinem Lehrer Vien.
Vincent. Ein älterer Schüler Vien's, als David, Franpozls Azzdrä Vincent, geb. zu
Paris den 30. Dec. 17461), geil. dafelbfi den 3. Auguft 1816, wurde der
Schöpfer des vhiftorifchen Genresw und der Lehrer Horace Vernet's:, auch er
trug der antikiflrenden Richtung der Zeit Rechnung, wie befonders fein vZeuxis
in Krotone von 1789 im Louvre zeigt; aber er bewahrte {ich doch ein gewiffes
franzöfifches Grundgefühl und überliefs feinem Mitfchüler den Ruhm, der Vollen-
der der neuen, der klafficifiifchen franzöfifchen Schule zu werden.
David. Yacques Laufs David ifi am 31. Auguft 1748 in Paris geboren und am
29. Dec. 1825 als Verbannter Bonapartift in Brüffel geflorben. Ihn oder
feinen Mitftreber Yean-Baptifzk) Regmzult, der am 19. Oct. 1754 in Paris
geboren wurde und am 12. Nov. 1829 dafelbfi ftarb, in diefem Zufammenhange
mit zu befprechen, liegt nicht in unferer AbflChtQJ. Mit ihnen beginnt die
Bßurälgiilung franzöfifche Kunft des 19. Jahrhunderts. Dafs eine Gegenbewegung gegen die
Umfchwungs- fafi nur noch von der vRoutinee getragene, oberflächlich-gefällige, leichtiinnig-
manierirte Richtung der franzöfifchen Kunft des 18. Jahrhunderts unerläfslich
und unvermeidlich War, lag auf der Hand. Eine Umkehr mufste erfolgen, fo
gewifs der Morgen auf den Abend folgt; aber es war eine eigenthümliche
Ironie des Schickfals und es war auf ein halbes Jahrhundert hinaus ein
fchwerer Schickfalsfchlag für die Kunft des 19. Jahrhunderts, dafs die Natur,
die an ihrer Wiege Gevatter ftehen follte, die Maske der wAntikec vornahm.
So löfle nur ein neuer Manierismus den alten ab; und diefer neue Manierismus
war fchlimmer als der alte, weil er nicht einmal, wie diefer, einer nationalen,
angeborenen GeiPcesrichtung, fondern nur angelernter Gelehrtenemptindung
entftammte.
Die
franzöfifchen
Sittenmaler
des
Jahrhunderts.
Fran-
zöüfche
Hiflorien-
maler als
Sinenmaler.
Wir haben gefehen, dal's fchon einige der Künfiler, die wir unter den
Gefchichtsmalern befprechen mufsten, gelegentlich Sittenbilder gemalt haben,
ja, dafs der franzöüfchfle unter ihnen, Boucher, in unmittelbarem Anfchlufs an
Watteau dem Sittenbilde einen ebenfo grofsen T heil {einer Kräfte widmete,
I) Vgl. j'ai a. a. O. p. 1275. Darnach wäre er erß 1748 geboren. Doch müfste das auch
vom Louvre-Katalog beibehaltene Datum 1746 thatfächlicher widerlegt werden.
2) Mit Jacques Louis David beginnt Dr. Yuliu: Mever): nGefchichte der modernen franzöiifchen
Malereiu. Leipzig 1867.