Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

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Siebentes 
Buch. 
Dritter Abufchnitt. 
mehreren bezeichneten Bildern fogar recht gut vertreten. Im englifchen 
 kommt Boucher neuerdings ziemlich häufig vor. Sir Richard 
XVallace z. B. befitzt unter anderen Bildern feiner- Hand feine beiden 1753 
gemalten wgrandes machinese, welche Sonnenaufgang und Sonnenuntergang 
durch Apollo und fein ganzes Gefolge perfonifizirt darftellen. Beim Earl of 
Lonsdale aber befindet fich das dritte feiner berühmten Bildniffe der Pompadour. 
 Charles Hutin, der dritte Schüler Le Moines, ift in Frankreich wenig 
bekannt. Uns intereffirt er, weil er, 1748 von Auguft III. nach Dresden 
berufen, hier eine Rolle fpielte, hier die Zeichnungen der Dresdener Galerie- 
bilder anfertigte, nach welchen hauptfachlich Parifer Stecher die Blätter des 
grofsen alten Dresdener Galeriewerkes ftachen, hier 1764 Akademiedirector 
wurde, hier eine Reihe öffentlicher Gemälde (z. B. in der katholifchen Hof- 
kirche) fchuf und hier auch am 29. Juli r776 itarb. Geboren war er am 
4. Juli 1715 zu Paris. In Rom hatte er fich auch zum Bildhauer ausgebildet. 
Sein ßLefendes Mädchena von 1769 in der Dresdener Galerie ift anmuthig 
aufgefafst, hübfch gezeichnet und nicht übel gemalt. 
Erfolgreicher noch, als Hutin in Dresden, war ein Schüler und Neffe des 
1352i: Ch. de la Foffe (oben S. 370), war Pesne in Berlin. Antoine Pesne") war am 
23. Mai 1683 zu Paris geboren. Nach Beendigung feiner Lehrjahre befuchte 
sein Leben. er Italien; 1710 berief der König von Preufsen ihn als feinen Hofmaler nach 
Berlin, wo er 1711 eintraf und auch zum Akademiedirector ernannt wurde; 
1720 liefs er fich in die Parifer Akademie aufnehmen. Von Reifen nach 
Frankreich und England kehrte er nach Berlin zurück, wo er am 5. Auguft 
Hiägisgrh 1757 itarb. Als Hiitorienmaler ift Pesne noch ein Nachfolger der franzöfifchen 
bilden Meiiter des 17., es fehlt ihm noch die Leichtigkeit des 18. Jahrhunderts. Wir 
können aber Weder feinen vereinzelten Kirchenbildern (z. B. in der Hedwigs- 
kirche zu Berlin), noch feinen zahlreichen Wand- und Deckenbildern in den 
Schlöffern zu Charlottenburg, Potsdam, Sansfouci, Rheinsberg, noch auch feinen 
 Gefchichtsbildern im Königl. Schloffe zu Berlin (vdie Amazonenkönigin vor 
Alexandern, vdie Gründung des Schwarzen Adlerordensr) nachgehen, müffen 
vielmehr hervorheben, dafs der Schwerpunkt feiner Thätigkeit auf dem Gebiete 
 der Bildnifsmalerei lag, von der er ausgegangen war. Seine Bildniffe zeichnen 
Seine Bilder fich durch eine grofse Kraft ihrer Modellirung und ihrer Farbe aus. Die beften 
in Berlin, von ihnen befinden flch noch jetzt in den königlichen Schlöffern zu Berlin, 
Potsdam, Rheinsberg. Friedrich den Grofsen hat er wiederholt gemalt. Zu 
feinen fchönften Leiftungen gehört das Doppelbildnifs des Kupferftechers 
G. F. Schmidt und feiner Gattin im Berliner Mufeum, das drei Werke feiner 
in Dresden. Hand befitzt. In der Dresdener Galerie fleht man fogar fleben Bilder Pesne's, 
unter ihnen bildnifsartig aufgefafste, kräftig realiftifche Sittenbilder, wie xdie 
 Köchin mit der Truthennee von 1712, vdas Mädchen mit Taubem von 1728. 
Auch in den öffentlichen Sammlungen zu München, Braunfchweig, Schwerin, 
Mainz, Stockholm u. f. w. ift" er vertreten. Vortrefflich ift fein Altersfelbft- 
 Duüßieux a. a. O. p. 58-66.  Paul Seidel bereitet eine ausführliche Biographie des 
Meifiers vor. Vgl. (eine Auffätze nFriedrich der Greise u. f. W.u im Jahrbuch der K. Pr. Kunfl- 
fammlungen IX, 1888, S. 108-128 und "Die Berliner Kunfl: unter Friedrich Wilhelm Im in der 
Ztfchrft. f. b. K. XXIII, 1888, S. 185 u. 198.
	        
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