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Siebentes
Buch.
Dritter Ab fchnitt.
Als Schüler Jean J0uvenet's (oben S. 370), feines Oheims, mufs jfcmz
ReSJtfJ1';II_ Reslou! I]. genannt werden, welcher am 26. März 1692 zu Rouen geboren
wurde, 1720, ohne in Rom gewefen zu fein, in die Parifer Akademie auf-
genommen wurde, 1760 deren Director war und am 1. Jan. 1768 zu Paris
ftarb. Er war der eigentliche Kirchenmaler diefer Reihe. Wie Jouvenet felbfi,
ftrebte er mehr nach Kraft und Ernft als nach Schönheit und Anmuth. Für
uns haben feine Compofitionen, fo wohl abgewogen f1e find, etwas Gemachtes,
feine Stellungen etwas Gefuchtes, feine Bewegungen etwas Abflchtliches. Seine
Hauptbilder find xPaulus Befuch bei Ananiasa in der Kirche Notre Dame zu
Paris (die Skizze im Louvre), der grofse, 172 5 gemalte vTeich Bethesdae aus
der Kirche Saint-Martin-des-Champs im Louvre zu Paris, und xdie Darftellung
der Jungfraua im Mufeum zu Rouen. Das Stockholmer Mufeum befitzt ein
nettes, bezeichnetes Kinderbildnifs feiner Hand von 1736.
An diefer Stelle müffen wir zunächft die während des ganzen 18. Jahr-
hunderts in Frankreich blühende Künftlerf a milie van Loo einreihen.
Loo. Ueber den eigentlichen Stammvater diefer Familie, den noch im 16. Jahr-
Jan vanLoo. hundert geborenen Maler Fan zum Loo {ind wir nicht genügend unterrichtet.
iäitfriiinväfohoii Jans Sohn und Schüler Yakob mm Loa (1614-1670), der zwar während feines
kräftigflen Mannesalters in Amfierdam thätig war, dann aber, einem Zuge der
Wahlverwandtfchaft folgend, nach Paris überfxedelte, wo er 1663 in die
Akademie aufgenommen wurde, haben wir fchon oben (S. 731) unter den
Holländern des 17. Jahrhunderts kennen gelernt. Jakob van Loo wurde der
Stammvater des franzöflfchen Künfilergefchlechts diefes Namens. Von feinen
vier Kindern 1) wurde Louzlv vom [.00 2) (1640 oder 1641-1712), der noch in
Holland geboren war, aber fchon vor feinem Vater nach Paris zog, fich fpäter
in der Provence anfledelte, fich 1683 in Aix verheirathete, jedoch nur ein
mittelmäfsiger Maler War, der fernere Stammhalter der Künftlerreihe der
Dßffßnsölzne Familie. Von feinen beiden Söhnen Jean-Baptifle van Loo und Charles-Andree
jean-Baptzite
ungällaärel-es- van Loo lfll der letztere, der über zwanzig Jahre jünger war, als fein Bruder,
der berühmtere, während der erftere das Erbtalent der Familie Wieder auf
Söhne und Enkel, welche anerkannte KünPrler wurden, fortpflanzte. Wir werden
daher zuerft Jean BaptiPce van Loo mit feinen Söhnen und Enkeln und dann
Jejjnßigffic erft Charles-Andree van Loo betrachten. Sfmn Baptzße zum Loo wurde am
11. Jan. 1684 zu Aix geboren. Sein Vater war fein Lehrer; doch vollendete
er feine Ausbildung auf frühen Reifen in Südfrankreich und Italien und hatte
Sein Leben. fchon zahlreiche Gemälde gefchaffen, als er 1719 in Paris erfchien, wo er 1731
in die Akademie aufgenommen wurde; 1735 aber kehrte er in die Provence
zurück und ftarb zu Aix am 19. Sept. 1745 3). Er hat in Italien und in Süd-
frankreich zahlreiche Bilder jeder Art hinterlaffen. Einigermafsen charakterifirt
Sein sm. ihn, dafs man ein Bild feiner Hand, welches er in Rom ausftellte, für ein Werk
Carlo Marattas (oben S. 167) hielt. Er malte rafch, leicht, Hüffig. Viel
gepriefen wurde der zarte, frifche Ton des von ihm gemalten nackten Fleifches.
Befonders beliebt aber war er als Bildnifsmaler. Sein in zahlreichen Copien
1) j'ai, Dictionnaire critiquc p. 796-797.
2) Marielte a. a. O. V, p. 3x8.
3) (Dlßlrgenswflle) Abrägä III (1752), p. 268-