Volltext: Die Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts (Bd. 3, Hälfte 2)

Malerei des 
holländifche 
Die 
jahrh. 
Die 
Qtrechter 
Meißzer. 
verwandte 
und 
Schule 
569 
weiteres aufrecht erhalten werden. Jan kehrte darauf nach Utrecht zurück, wo er 
1649 vOvermam der Künftlergenoffenfchaft war und am 9. Auguft 16521) flarb. 
Man nimmt in der Regel an, dafs Jan die Landfchaften gemalt, Andries die dem 139i 
italienifchen Volksleben entlehnten Figuren und Thiere hineingefetzt habe; und hälsgääefu 
dafs dies im Ganzen richtig ift, kann um fo weniger bezweifelt werden, als die  
10 felbftändigen Radierungen Jan Boths, die Bartfch bekannt waren 2), Land- 
fchaften lind, während feine fünf figürlichen Blätter, wie ihre eigenen Unter- 
fchriften ausfagen, nach Erfindungen feines Bruders Andries von ihm radirt 
lind und die 8 felbftändigen, durch die Namensunterfchrift beglaubigten Ra- 
dirungen A. Both's Figurenfcenen darfiellen. Nur hat Jan doch eben nach dem 
Tode feines Bruders zahlreiche, kaum minder trefflich Pcaffirte Bilder gemalt, 
fodafs es keinem Zweifel unterliegt, dafs auch er Figuren zu malen verPcand. 
In ihren Thieren und Figuren find beide offenbar durch Pieter van Laer be- 
einflufst worden. 
Beglaubigte Gemälde des Andries Both giebt es kaum 3); die Grenze Aläälgzgßm 
zwifchen den von ihm und feinem Bruder gemalten Figurenfcenen innerhalb  
der grofsen Bothfchen Landfchaften zu ziehen, ift auch eine noch nicht gelöfte 
Aufgabe. Wenn "wir daher noch hervorheben, dafs diefe Staffage der Both'fchen 
Landfchaften faft immer dem italienifchen Volksleben entlehnt und ebenfo 
lebendig aufgefafst wie gediegen durchgeführt ift, fo können wir uns im Uebrigen 
nur an die Landfchaften als folche und daher auch nur an Johannes Both JaLEfÄff-i 
halten, welcher der berühmtere der beiden Brüder geworden iPc. Charakter- 
Seinen Landfchaften fleht man es an, dal's er in Rom ftark durch Claude 
Lorrain und dadurch mittelbar ebenfalls durch Elsheimer beeinflufst worden 
ift; aber es wird fle doch niemand für eigentliche Nachahmungen Claudes 
halten; dazu haben {ie bei allem Schwung der Prachtbäume des Vordergrundes, 
bei aller Linienfchönheit der Berge des Hintergrundes doch zu viel felbftändig 
Holländifches, wie fie ja auch fchon wegen ihrer vorwiegend realiftifch-fitten- 
bildlichen Staffage nicht zur eigentlichen vheroifchenr, ja nicht einmal zur 
narkadifchenr Landfchaft gehören. Sie find vielmehr aus guten Naturftudien 
nach italienifchen Bäumen, Felfen, Wafferfallen, Bergen, Bächen, Brücken, aller- 
dings mit freiem poetifchen und malerifchen, aber doch auch mit lebhaftem 
Sinne für die wirkliche Natur zufammengefetzt und wirken, einzeln betrachtet, 
daher doch weniger xakademifchr, als die Werke der eigentlichen Nachahmer 
Claude's, wenngleich fie in ihrer Gefammtheit durch die allzuhäufige Wieder- 
holung nahe verwandter Motive etwas einförmig erfcheinen. Ihr Hauptreiz 
liegt in ihrer Farbe, welche von einem fo glühenden Sonnenlicht getragen zu 
werden pflegt, wie kaum ein zweiter Meifier es gemalt hat. Als bedeutender 
Meifter in feiner Art ift Jan Both von den Sammlern jederzeit anerkannt 
L 
I) Diefes Datum zueril; bei A. bWeziiux, Catalogus, Amfterdam 1886, p. I2. 
z) Peintre Graveur V, p. 205-217. 
3) Das Andries Both zugefchriebene kleine Bild im StädelTchen Inllitut zu Frankfurt a. M. ift 
I. Botlz und, wie es fcheint, obendrein unecht bezeichnet; auch die Bezeichnung A. und  15'011: auf 
dem grofsen Frankfurter Bilde wird von einigen (den Verfasser nicht ganz überzeugend) für unecht 
gehalten. Ein A. Ball: bezeichnetes Bild der ThiemeTchen Sammlung zu Leipzig, einen Innenraum 
mit kartenfpielenden Bauern darflellend, ifi; vielleicht echt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.